An den damaligen Gedanken, Kasachen hätten schönere Bräuche, zum Beispiel ein Geschenk für den Überbringer einer Freudenbotschaft, erinnere ich mich auch noch. Im Nachhinein glaube ich, unsere Gastgeber bekamen mit, dass wir die uns zugeteilten Ehrenohren nicht verstanden zu würdigen. Sie waren nicht nur großzügige, sondern höfliche Gastgeber und übersahen unsere Unhöflichkeit.
Beschbarmak aß ich mit Genuss. Mein Mann konnte seinen Ekel nicht überwinden. Ich gab es auf, ihn zu überreden. Irgendwann bat er mich um das Stückchen Fleisch in meiner Hand. „Ich sterbe vor Hunger“, sagte er. Mir fiel der russische Spruch „Golod ne tjotka“ ein, was wörtlich übersetzt heißt: Der Hunger ist keine Tante. Also, hast du Hunger, musst du essen, um zu überleben. Nun war mein Mann soweit. Und, oh, Wunder, es schmeckte ihm, und er hätte gerne noch ein Stück gehabt. Nur war nun keines mehr da. Die Tischgesellschaft, mit Kindern über zwanzig Personen, nahm keine Rücksicht auf Verweigerer. Den Durst stillten wir mit Tee. Mein Mann gab mehr Zuckerstücke als sonst in die Piala, als sei er unterzuckert. Aber die Verweigerung der Fünf- Finger-Mahlzeit blieb uns in Erinnerung. Noch Jahre später wurde er deswegen auf den Arm genommen, obwohl er schon lange Beschbarmak aß, und zwar mit Gabel und Messer.
Festgehalten habe ich dieses Erlebnis, um dem Leser die Nationalküche Kasachstans nahezubringen. Beschbarmak aß man mit Gabel und Messer in Restaurants und in gehobenen Gesellschaften. Heute reicht man meines Erachtens Gemüse dazu, das früher in Kasachstan, zumindest im Norden, sehr rar war. Tomaten, Gurken gab es nur kurze Zeit zu kaufen. Das Gericht ist wirklich köstlich. Wer Nudeln und weichgekochtes stark gewürztes Fleisch mag und seine Partygäste überraschen möchte, dem empfehle ich das kasachische Nationalgericht: Beschbarmak.
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Kommentare
(D)Ein Blick über den Teller-Rand,
Der hier mit viel Geschick stattfand!
LG Axel
Herzlich dankt,
Lena