„Bitte nicht!“, hörte er seine Mutter bis in sein Zimmer flehen. Wieder war es soweit. Er zögerte und holte dann ein Messer aus seiner Schublade hervor. Heimlich hatte er es dort versteckt, um sich das nächste Mal gegen seinen Vater verteidigen zu können.
Jeden der Hiebe, die für seine Mutter bestimmt waren, fühlte auch er auf seiner Haut. Nach wie vor zeichneten Blutergüsse und blaue Flecke seinen Körper, noch tiefer saßen jedoch die Schläge in seinem Herzen.
Er kniff seine Augen zusammen, konnte den Anblick kaum ertragen. Es war nichts Neues für ihn, daran gewöhnen hatte er sich jedoch nie können. Seiner Mutter zuliebe bemühte er sich nun, stark zu sein, ihr zu helfen, war ihm nun sein größtes Anliegen.
Mit dem Messer in der Hand stürmte er auf seinen Vater zu und rammte es ihm in die Seite. Sein Vater schrie auf. Seine am Boden liegende Mutter erschrak. Wie erstarrt vor Angst musste sie mitansehen, wie ihr Mann das Messer aus sich herauszog und damit in die Brust ihres gemeinsamen Sohnes stach.
Keine Minute später verschafften sich Polizisten Zugang zur Wohnung. Nachbarn hatten die Klagen der Mutter gehört und sie verständigt. Das Bild, das sich ihnen bot, ließ nicht einmal die Polizisten kalt. Ein schwer verletzter Mann, der an einer Wand lehnte und sich vor Schmerzen stöhnend seine Wunde hielt. Und vor ihm eine halb tot geprügelte Frau mit ihren fünf Jahre alten Sohn auf ihren Armen, die bitterlich um ihn weinte. Kein Wiederbelebungsversuch konnte den kleinen Helden noch retten. Selbst den Polizisten traten Tränen in die Augen. Nur wenige Minuten früher und sie hätten das Unglück verhindern können.