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SIED (auch DER SOTT genannt)
Der Sied sott am besten, wenn der Siedepunkt erreicht war. Wasser sott er, Tee sott er, Seife sott er, die er aber weder aß noch trank, weil dies eine Sottise gewesen wäre... Er hat gesotten, hart gesotten wie er war.
Siedfried, so hieß er, sott oft auch im Schnellkochtopf, der eigentlich ein Schnell-Siede-Topf war. Seine historischen Vorbilder waren die Sieder von Catan, Agent Null-Null-Sieden, Spannung bis zum Siedepunkt, seine Lieblingslieder: „Heil dir im Siederkranz“ und auch „Sieden on a Dock of the Bay“; ha, sowas sied wie Hechtsupp! Sein Hund hieß Desiederius und er hatte auch einen Wellen-Siedich.
Den Sied wollte niemand dudzen, man wollte ihn nur...na was ? ........Richtig.
Er fuhr gern nach Siedtirol, schwärmte aber stets vom Siedpol, und litt oft unter dem Kreuz des Siedens, wenn er zu lange in seiner Siedlung gearbeitet hatte. Einmal gewann er bei einem Siederwettbewerb und stand ganz oben auf dem Siederpodest. Siedfried’s Stolz: „Sied heil!“ - sowas Blödes hat er nie rufen müssen.
5. KOCHPITTEL
Hat gedünstet: DER DÜNST
Der Dünst, ja, ein Leben für die Dünstung! Nach dreißig fleißigen Dünstjahren traf Ernst Dünst die Finanzkrise, er musste Aushilfsdünst schieben bei Dünstler Kebap, immer unter der Dünstglocke. Er bekam Dünstdarmverstimmung mit Dünstpfiff - die Dünstbereitschaft in diesem Dünstgewerbe ließ jedoch bald nach.
An einem Faschings-Dünsttag heiratete er seine Küchenangestellte, ein dünsteifriges Dünstmädchen aus dem französischen Dünstkirchen im zehnten Dünstjahr aus dem Dünstpersonal von Margret Dünster.
Das war ein Fehler, er machte er sich dün, düner, am dünsten und spielte beim Themsen-Liesel-Theater „Dünstling der Königin“, um schließlich im blaublütigen Dünstkreis eine Dünstlerkarriere als Zauberdünstler und als Salonlöwe auch des blauen Dünstes zu werden.
6. KOCHPITTEL
Hat geschmort: DER SCHMOR
Thor Schmor! Was schmorte er nicht schon alles, der Schmor: Schmorbraten, Schmorobst in Schmortöpfen und Schmorpfannen.
Genervt von den Schmoritaten der beiden schmorotzenden Küchenbuben Schmax und Schmoritz, denen er als Schmoralist vergeblich Schmores zu lehren versuchte, wanderte er aus, wurde zunächst Schmor beim Schmor von Venedig, dann in USA am Mount Rasch-Schmor, wo er auch die Bekanntschaft des James-Bond-Darstellers Rottscher Schmor machte.
Er schmorte jedoch giftpilzhaltiges Schmorchelgemüse mit Schmortadella, geriet in Schmorlitäten, in die Schmuldenfalle und Thor Schmor wurde vor ein Schmorgericht zitiert.
Ein Schmoratorium, eine befristete Stundung der Schmorkosten, half nur kurz. Weinschmorle-Abusus, heftige Kopfschmorzen, ein recht schmorbider Schmorbauch und Schmorphiumsucht verursachten schließlich seinen Niedergang und Thor endete als schmotzige Schmorleiche im Schmorast.
7. KOCHPITTEL
Hat gegart: DER GAR
Li-Shu-Gar stammte aus China. Seine Eltern betrieben im kantonesischen Gar Tong ihre nach ihnen benannte Gar-Küche.
Als dort der Gar-Someter explodierte, wanderte er nach Frankreich aus, kam in Paris an im Gar Delest und jobbte zunächst in der Nähe des Gar Dünohr in einer Gartenwirtschaft als Kellner. Ganz und gar ohne Geld und Gehaltsgarantie, hatte er sich aus alten Gardinen eine Berufs-Garderobe zusammengeschneidert, gab an einem Garfreitag als Garcon seine Garla-Vorstellung bei einer Gartenparty und verliebte sich in eine Schönheit aus der Garibik.
Pech, dass derer Garlan ein muskulöser Gardist der Präsidentengarde war, welcher ihn Gar-Affe schimpfte und ihm per Gar-Otte den Garaus machen wollte.
Der Gar verließ darauf pani-gar-tig Paris und floh über’s Garwendelgebirge nach Garmisch, wo er aus einer alten Garagen-Garschemme ein garpriziöses Gartoffelspezialitätenlokal machte.
An Garneval garte er dort sogar auch Gar-Nickel, servierte sie mit Garnelloni, es gab „Garnelen mit Garottengarmüse“, „Garthagobraten im Gemüsegarussell“, „Silvester-Garpfen im Garkassenkranz“, „Garnickel in Garpernsoße“ und „Reh in Garnation“.
Kein Chef, der ihm eine Cigarre verpasst hätte. Nur das Lebensmittel-Gartell und die Gar-Paten der Mafia machten ihm schwer die Hölle heiß.
Dennoch: Gar-Riere hatte er gemacht! Edgar Garmichael von der McDonner-Kette lud ihn einmal ein und ließ ihn in den Gar-Wochen mit seiner Gar-Rosse im Gar-Racho zu Rudi Garrel fahren, der ihm nach dem Essen das Lied sang: „Shu-gar shu-gar Baby, oh oh shu-gar shu-gar Baby!“.
Angewidert vom Leben im Garlanze der Society, die Zähne voll Garies und nur noch eine Garikatur von sich selbst, trat er in eine Garthause der Garmelither ein, wo er schließlich als Garlosterbruder an einem Fettleber-Garzinom verstarb.
8. KOCHPITTEL
Hat geröstet: DER RÖST
Der Röst bereitete hauptsächlich Röstbraten auf Rösternholz zu. Obwohl seine Lieblingsoper eigentlich Röstard Wagner’s „Röstan und Isolde“ war, wurde er eher inspiriert von Goethe’s „Sah ein Knab ein Röstlein stehn“ betrieb er eine kleine Röstauration in der Röstocker Heide, dort wo noch vor 1990 so mancher Röstarmist auf seinem Röstposten stand.
Jedoch im Röstenwahn, in der Röstungsindustrie ginge es auch ohne Röstungskontrolle, betrieb er in seinem Röste-Reich Röste-Verwertung, warf Röstbestände seines Röstgutes auf den Rost, bis durch gewisse Röstentiments und eine große Röstistance in der Bevölkerung sein Röststand geschlossen wurde.
Der Röst heulte zunächst Röst und Wasser, dann jobbte er in der Herstellung von Röstbrettstiften, nahm aber bald seinen Rösturlaub, ging in die Röstoromanische Schweiz und eröffnete dort sein neues Röstaurant, genannt „Zum Schwyzer Röstlischwur“
9. KOCHPITTEL
Hat geschmelzt: DER SCHMELZ
Von Hans Schmelzer, dem legendären SCHMELZ, kündet noch heute das alte Sprichwort „Als Schmelzhans Küchenmeister war“.
Franz Schmelzer, Hans Schmelzers Ur-Ur-Ur-Großneffe, eröffnete seine „Alte Schmelz“, als erstmals verschmelzdet wurde, dass es durch den Klimawechsel künftig viel mehr Schmelzwasser gäbe als früher.
Er betrieb ein Feinschmelzerlokal gegenüber dem ehemaligen Haus des alten Box-Champions Max Schmelzing.
Sein absoluter Renner auf der Schmelzekarte war: Schmeldhasenfilets in zerlassener Schmelzbutter an Schmelzerie-Salat mit in Griebenschmalz zerlassenen Mar-Schmelzos, mit Schmellerie-Salat.
Etwas schmilzlungen war jedoch stets das Dessert: sein berühmter Eisbecher „Schmalzkaldener Schmatz“, nämlich Fruchteis mit Schmelzkäse überbacken, fiel in der Kritik regelmäßig unten durch, da das Eis meist schon im Ofen geschmolzen war.
Gerne genommen wurde auch sein Schmelzer Saumagen mit Schmelz-Salat, der nur von Nicht-Schmelzern als kleine Geschmelzverirrung wahrgenommen wurde. Doch schwärmte von diesem bald ganz Rheinland-Schmalz.
Für alle, die es mochten, gab es jederzeit einen herbvorragenden Schmalzler zum Schnupfen. Und für die durch seine Dauerbeschallung schmolztümlicher Schmalzmusik erzeugten Kopfschmelzen bot er, dem Schmerr sei’s gedankt, schmelzlindernde Tabletten an. Natürlich überzogen mit zartem Schmelz.
10. KOCHPITTEL
Hat gegrillt: DER GRILL
Ach, Pierre Grillié, in Deutschland später bekannt als „Peter der Groß-Grill“, der große französische Grillmeister! Petergrilie, wie er auch genannt wurde, arbeitete immer noch und unverdrossen mit Holzkohlen: am Holzkohlen-Grill gelernt, war er vorübergehend auch als Infrarot-Grill und Mikrowellen-Grill tätig, bis er sich selbst solche Grillen wieder aus dem Kopf getrieben hatte.
Der Erfolg war nicht ausgeblieben: seine gemütliche Grillstation „Grill Eulenspiegel“, die nie zu grill beleuchtet war, war über all bekannt und berühmt - bis hin nach Österreich, die mit Wehmut an ihren alten Heinrich „Feuerfest“ Parzer zurückdachten, den berühmten „Grill-Parzer“. Bis in die USA, die sich nach „Wild Grill Hickock“ und „Grill Bill“ sehnten; bis nach Frankreich, deren „Robbe-Grillet-Filet” Legende geworden war, und nach Thailand, wo es schon lange keine neuen Rezepte der siamesischen Grillinge mehr gab! Von den preisgünstigen Vielmann-Grillen ganz zu schweigen!
Ja, ja, die Grill-Tradition bestand wahrlich schon so lange! Da sei nur erinnert an die „Griils-Ritter“ im Mittelalter, an den vermeintlichen Hochstapler Felix Grill, an die berühmte Kunst am Grill durch Agrillmalerei, an das später gesellschaftlich relevante „Dinnergrillen bei Donnergrollen“ mit ihrem ständigen Ehrengast Winston Churchgrill!
Pierre, der Grill, der große Grill! Man würde ihn - gäbe es ihn noch - heute vergöttern wollen mit den Worten: „Pierre, dein Grillen geschehe!“
11. KOCHPITTEL
Hat gebrutzelt: DER BRUTZ oder BRUTZEL
Karl Brutz, der Erfinder des „Brutzelns“, ist heute kaum mehr jemandem bekannt. Der Nachkomme des Cäsar-Attentäters Marcus Iunius Brutzus, Urgroßvetter des französischen Marcel Broutzt und Schwippschwager des russischen Revolutionärs Leo Brutzki arbeite lange Zeit als Kellner und führte als sozial denkender Mensch für sich und seine Kollegen und Kolleginnen das reguläre Trinkgeld ein. Noch heute kennt jeder seine berühmte Forderung: „Plus zehn Brutzent Bedienung“.
So wurde er zum Erfinder und Brutzagonisten der Restaurationsketten: seinem ersten Lokal „Zum Brutzelmännchen“ folgte bald der „Bri-Bra-Brutzelmann“, der „Brutz-Ecke“, der „Brutzkasten“, „Abbrutzen-Stübchen“ und „Brutzel-die-Wutz“, ja eine ganze Brutz-Kolonne von solchen Läden, die sich - Brutzlo wie Netzlo - einen guten Gewinn abbrutzen ließen.
Ein gekonntes Brutzedere! Voller Inbrutz gestaltet, ganz ohne Zuhilfnahme von damals noch nicht erfundenen Mikro-Brutzessoren und intellektueller Muskelbrutze! Ohne sich von der Konkurrenz brutzkieren zu lassen oder sich selbst demonstrativ auf die Brutz zu trommeln. Und ohne sich irgendwelcher Brutzess-Bevollmächtigter bedienen zu müssen!
Unter dem Logo von Brutzkasso‘s Gemäldes „Der Brutzschrei des Hirsches“
stieg seine berühmte Brutzadelle, der „Brötzerling“ (Motto: „Fix gebrutzelt, schnell verputzelt“), bald auf und wurde in den Vereinigten Staaten zu einem ähnlich lautenden Plagiat, das ihn - zurückgekehrt nach Europa - schließlich restlos verdrängte.
Epilog
Sie sehen, werte Leser / sie hören, werte Hörer, man kann sie riechen, werte Riecher, die Mahlzeiten, wie es sie schon gab und immer geben wird, die Geschmacksrichtungen, werte Schmecker, die erfunden wurden, weil die Geschmäcker ja bekanntlich sehr verschieden sind.
Verschieden wie mittlerweile all die Erfinder und Initiatoren im Braten und Schmoren, alle die Gründer, die Kinder vom Feuer, das Abenteuer vom Herd, der ja mehr als die Zimmerwärme wert!
Doch lassen sie sich trösten vom Brutzeln und Rösten, vom Schmelzen und Grillen, nach Können und Willen, von all den Verfahren von Dünsten bis Garen!
Wer all dies vermochte war nicht, der - nur - kochte.
vcj