Lieber Herr Pfarrer Seitz
Ich habe mich während der letzten Beichte in sie verliebt. Ich weiss, dass das nicht sein darf, aber es ist nun einmal passiert. Auch sind seit der letzten Beichte meine Gedanken nicht mehr rein. Wenn Sie wüssten, in welche Situationen ich Sie in meinen Tagträumen gebracht habe. Ich weiss, dass ich meine unreinen Gedanken beichten muss, um vor unseren Herrgott wieder als geläuterter Mensch hintreten zu können. Deshalb werde ich die Beichte vom nächsten Samstag benutzen und Ihnen einen Teil von dem erzählen, was ich mit Ihnen in meiner Fantasie durchlebt habe. Sie können mir danach auch einige Rosenkränze zur Busse aufgeben, das wird mir nichts ausmachen. Im Gegenteil, je mehr Bussen Sie mir auferlegen werden, desto mehr werde ich an Sie denken. Ich habe mir vorgenommen, da Sie ja der Schweigepflicht unterstehen, jetzt auch regelmässig und in kürzeren Abständen in die Beichte zu kommen, um Ihnen meine restlichen Fantasien zu erzählen. Sicherlich werden, so wie ich mich kenne, auch immer wieder neue dazukommen. Ich koche übrigens gut und über meine anderen Fähigkeiten werde ich Sie demnächst auch informieren.
Ihr Gemeindemitglied Roswita Hasler
© René Oberholzer