„Machst Du das Frühstück?“, fragte die Miss und der Stein antwortete: „Wie jeden Tag!“
„Dann mach endlich!“
Stein saß gerade an seiner neuesten Geschichte, an der gerade noch 3 Sätze fehlten … „Immer muss man warten!“
„Ich komme! Möchtest du eine Tasse, oder eine Kanne Kaffee?!“
„Ein Kännchen!“
„Gut – und ein Ei?!“
„Ja, heute ist Sonntag, da möchte ich ein Ei haben, stell den Wecker ein!“
„Ich mache gerade den Kaffee, außerdem sind die Aufbackbrötchen im Backrohr. Sie, die Eier und mein Tee sind alle gleichzeitig fertig – das habe ich so eingerichtet – wenn der große Zeiger der Küchenuhr auf 11 steht.“
Miss mutig war außer sich, hielt sich aber vornehm zurück! Wie sollte das gutgehen, wenn der Trottel nicht einmal den Wecker benützt?!
„Gib den Wecker her!“ Sie riss ihm den Wecker, der die Form eines kleinen Tablets hatte, aus der Hand.
„Da, schau“, sagte sie, „hier kann man alles einstellen! Auf 1 läuft der Tee, auf 2 die Brötchen und auf 3 die Eier … hast du das kapiert?“
Sie stellte den Wecker auf die Anrichte und sich selbst dem dämlichen Stein in den Weg, der gerade dabei war, das Wasser im Kaffeefilter nachzuschütten.
Sie fuchtelte ihm so lange vor der Nase herum, bis er aus dem Takt kam. Zur Küchenuhr konnte er auch nicht mehr sehen! Jetzt waren vermutlich gleich die Brötchen dran, aber dafür müsste er erst einmal ans Backrohr kommen.
Jetzt war er auf einmal unsicher. „Hast du den Wecker jetzt eigentlich gestellt?“, erkundigte er sich in seiner Verzweiflung. Vielleicht sollte er gleich, da er den Überblick verloren hatte, doch auf den Wecker vertrauen? Was hatte er sich eingeprägt? War es der große Zeiger auf 11 gewesen? „Lass mich bitte nach den Brötchen sehen“, bat er die Miss.
Siehst du, ich hab‘s dir ja gleich gesagt: du machst alles falsch, so geht’s einfach nicht! Stein wiederholte sich: „Hast du den Wecker jetzt eingestellt oder nicht?“
Das schlug dem Fass den Boden aus! War dieser Sohwass von Schlapp, alter polnischer Landadel (wahrscheinlich degeneriert), denn völlig verrückt geworden?
„Woher soll ich denn wissen, worauf ich den Wecker gestellt habe?!“ schrie Miss Mutig missmutig! Dann schaute sie sich die Brötchen an … „Aha“, rief sie ungehalten, sie sind alle verbrannt!“
„Ich wollte doch gar nicht wissen, worauf du ihn eingestellt hast, sondern nur, ob überhaupt?“
Aber die Miss reagierte wiederum schroff: „Das ist doch ganz allein deine Sache!!“
Dann durfte der Stein an das Backrohr, um die etwas zu braun gewordenen Backwaren zu bergen. Miss Mutig aber war bereits am Brotkasten. Sie nahm das Brot heraus und warf es Stein vor die Füße … zum Glück war es eingepackt. „Wenn es keine Brötchen gibt, dann schneid eben vom Laib etwas ab, sonst gibt es gar nichts zu essen! Hast du denn die Wurst und den Käse schon aus dem Kühlschrank genommen? Aber bevor du das machst, musst du erst noch die Eier abschrecken!“
Stein erkannte die Situation und ging. „Ich mache jetzt überhaupt nichts mehr!“
Als er nach einer Viertelstunde ins Wohnzimmer kam, war jedoch aufgetischt worden. Alles stand, nahezu militärisch ordentlich, bereit und Miss Mutig hatte ihr ganz normales Morgenmuffelgesicht aufgesetzt. Man schwieg sich an!
Dann, nach einiger Zeit, entschuldigte sich die Miss mit den Worten: „Ich habe wohl ein klein wenig überreagiert … die Brötchen sind übrigens noch gut genießbar!“ Stein nahm die Entschuldigung an und versuchte sich auf das Abendessen zu freuen, wo es von der Miss Mutig gemachte Schinkennudeln geben sollte. Ein Hochgenuss aus extra teuer erworbenen Bio-Nudeln, direkt vom Hofladen aus der Gegend.
Aber zuerst folgte ein Herbstausflug,„weil heute noch ein sonniger Tag ist und wir nicht wissen, wann so etwas wiederkommt.“ Stein stellte seine Arbeiten ein und brach mit ihr auf, in die Natur. Der ganze Nachmittag ging dabei flöten, aber warum nicht?! Die Miss hatte ja immerhin auch ein Recht auf Freizeitgestaltung in IHREM Sinne. Ob sie dabei nun freundlich war oder nicht, das würde sich noch herausstellen …
Vielleicht, wenn Stein nichts von sich und seinen Gedanken erzählte (das machte sie immer besonders mürrisch)? Das würde sicherlich nicht schlecht ankommen und der Frieden würde für ein paar Stunden gewährleistet sein. Dann ging es endlich auf den Abend zu. Die Schinkennudeln und ein Schlückchen Wein rückten in greifbare Nähe … was konnte ein armseliger, grober Klotz wie Stein noch mehr verlangen?!
Es ging ans Kochen – die Miss war eifrig am Werk und als der ungeschickte Stein ungeschickt die goldgelben Bandnudeln auspacken sollte, griff Miss Mutig schon einmal zum Olivenöl … dessen Flaschenhals ein wenig glitschig war. Sie lächelte, dann erschrak sie demonstrativ und ließ die Flasche auf den Boden fallen! Die Flasche zersprang, ein dreiviertel Liter feines, toskanisches Öl, mitgebracht aus Bardolino, am Gardasee, breitete sich am Küchenboden aus, und unzählige Scherben ebenfalls!
„Soo eine Scheiißeee!“ rief die Miss erbost, „Gib mir sofort die Küchenrolle dort, gib sie mir mir, her damit, hast du denn nicht gehört?!“ Stein musste nun, damit sich Miss Mutig, ihrer zugegeben miserablen Feinmotorik wegen, nicht verletzte, eine Stunde lang den Boden aufwischen, die Scherben aufsammeln, dann noch einmal wischen und wieder die Scherben aufsammeln, staubsaugen und nochmals wischen und die Scherben aufsammeln.
Die Lust auf die köstlichen Schinkennudeln hatte er inzwischen verloren. Als sie endlich doch fertig waren, gab er sich damit zufrieden, daß der Tag nun „glücklich“ gelaufen sei und verschanzte sich hinter einer Flasche Starkbier, die ihm wieder zu seiner Ausgeglichenheit verhalf, für er berüchtigt war … wie vermutlich alle anderen Ignoranten auch!