My home is my castle Oder Die Eroberung Qualtas

Bild von Alf Glocker
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Es steht Spitz auf Knopf! Die Stadt liegt unter schwerem Beschuss! Die Angreifer bombardieren die Bürgerliche Festung mit Lachsalven! Die Bürger hocken, in ihren Rüstungen, in den Unterständen, und sie arbeiten unentwegt an den Anlagen, während das Bombardement anhält.

Lachsalve um Lachsalve lässt die Mauern bröckeln. Die Festung wankt! Immer mehr Lastkähne, voll mit Klugwesen, kommen von der Seeseite, auf den sicheren Hafen zu. Und auf einmal ist der Hafen nur noch sicher für sie.

Die Instandsetzungskräfte der Bürger halten alles in Schuss! Aber sie schießen nicht, sie sind die Pioniere für verkleidete Klugwesen, die sich antrainiert haben harmlose Bürger zu imitieren. So gelangen diese ungehindert in die Stadt.

Dort angekommen fangen sie mit ihren Gesängen an. Einer davon lautet „Wir glauben weil wir glauben, denn dort liegt die Gerechtigkeit derer, die nicht wollen, daß man weiß!“ So lautet der Text für die Erwachsenen. Die Kinder fügen hinzu „Und Milliarden Engel sind mit uns und mit euch und überhaupt“.

Die Bürger lächeln nur, denn diese Sprache verstehen sie (noch) nicht. Sie verstehen nur „Aktiengeschäfte und Geldanlagen“. Dafür beten sie, mit den Priestern der Unterwelt, die, in edle Gewänder gehüllt, von glänzenden Karossen getragen, über Dämme schweben, welche früher einmal als Bollwerk gegen die Klugwesen, von den Vor-Vätern errichtet wurden.

Die jetzigen Bedenken werden jedoch von Verharmlosungsbeauftragten und Zerredungsexperten zerstreut. Schönfärbesendungen tun ein Übriges, um wach gebliebene Bürgergeister einzunebeln, zu lullen, zu verulken und anzuschwärzen.

Ihre hochgebildeten Täuschungsversuche lenken geschickt davon ab,
daß die Klugwesen lern- aber nicht denkfähig, trotz willig sind, denn das liegt an ihrer konsequenten Entschlossenheit. Und daß andererseits die Bürger zwar nicht lern- aber denkwillig, trotz fähig sind, wobei dies wiederum an ihrer Inkonsequenz liegt.

Sie haben, mit ihren dummen, blauen Augen, zu lange ich den Himmel gestarrt! Das ist eine eindeutige Folge davon, immer größere Luftschlösser bauen zu wollen!

Die gescheite, schwarze Augenfarbe der Klugwesen ist eine Folge vom Kohlen zählen, auf denen sie die Bürger rösten werden, wenn sie erst einmal das Sagen haben. Die überall herumstehenden Kohlensäcke sind Beweis genug dafür!

Insgeheim brennen sie schon, die Feuer der Leidenschaft! Sie zu entzünden ist aber nicht ganz einfach. Dazu braucht man tonnenweise Toleranzspäne, die vorher geraspelt werden müssen: Süßholz für die Seligen!

Auf den nächtlichen Straßen der Festung bilden sich deshalb Lichterketten, die den Angreifern den Weg in die Schaltzentralen der Bürgerlichen Gesellschaft weisen sollen. Das ist nett!

Manchmal, so scheint es, habe das Bombardement aus Lachsalven nachgelassen. Dann gehen vermummte Beauftragte der Zukunft Streife, um die noch Unwissenden darüber aufzuklären, was man heutzutage zu tragen habe. In solchen Fällen ist es bereits ratsam zu singen: „Wir glauben, weil wir glauben, denn dort liegt die Gerechtigkeit derer, die nicht wollen, daß man weiß“.

Wann wird die Stadtverwaltung die Schließung der Schulen für Leute des „falschen“ Geschlechts anordnen? Viele Bürger legen inzwischen schon ihre Rüstungen ab. Sie sind dem Lachgas der Salven zum Opfer gefallen. Verstärkten Beschuss kommentieren sie inzwischen mit manischem Kopfnicken, wobei ihre Mundwinkel von einem Ohr zu anderen reichen.

Das macht die Sache ausgesprochen lustig! Überall tanzen fröhliche Menschen in den Straßen. Unschuldige Gläubige, sowie schuldige Ungläubige begeben sich freiwillig in die Hände der Klugwesen, voller Entzücken, betäubt, halb verrückt geworden, durch die Anwendung ausgelassener Schulbildung und glücklich darüber, bald auf den Operationstischen der Geschichte zu landen.

Die Tor‘ macht hoch, die Tür‘ macht weit – und seid zu jeder Tat bereit, die eurem Freudentaumel nützt, nur eure Brut lasst unbeschützt! Frei aller Verantwortung, dem Geist, dem Recht und dem Gewissen gegenüber denkt ihr den Vorgaben nach, die höheren Orts über euch ausgeschüttet werden und endlich, endlich ist es soweit: die Festung ist gefallen! Friede auf Erden und ein Wohlgefallen allen Menschen die…die wassss?

©Alf Glocker

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Kommentare

18. Dez 2014

Also: Wie Du die Lektüre über Malta, das Zuwanderungs- und Religionsargument und unsere derzeitige Gesellschaft miteinander verknüpfst - das ist schon wirklich bewunderswert! Wenn ich auch nicht jede daraus erstellte Ableitung unterschreiben könnte. Aber das hättest Du Dir sicher sowieso schon gedacht. Insgesamt: Donnerwetter!!! (nur hier schau mal: "...zu lange ich den Himmel..."

18. Dez 2014

Lieber Alf!
Wonnig Werk auch hier geschafft! -
Steht zurecht in Fabel! (Haft...)
LG Axel