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müssen auf die Guillotine!
Weil sie nicht in Gedanken schweben
(mit ungebroch’ner Unschuldsmiene),
die sich um eben gar nichts dreh’n,
um dieses Garnichts bloßer Existenz,
die sich genügt, indem sie halt vorhanden ist?
So sieht sie aus, die Geistes-Pestilenz!
Und wenn es Brauch ist, daß man Menschen frisst,
dann ist auch dieses wohlgetan,
dann ist das ganz nach dem Gewissen!
Dich mutet’s furchtbar scheußlich an –
für and’re ist’s ein Leckerbissen!
Du musst dann nur nicht denken und nicht fühlen,
drauf kannst du satten Lohn erzielen!
Mir schwant, das ist wohl nicht die rechte Spur. Da kommen 1000 Geisterfahrer, von dunklen Städten auf mich zu, die fast komplett aus Dorngeflecht bestehen. Das Endergebnis will ich gar nicht sehen, das programmiert scheint, wenn man rechnen kann. Nicht morgen und nicht irgendwann wird sich der Wohlstand in die Armut kehren, die uns jetzt noch ganz undenkbar scheint. Dann wird sie uns bald Mores lehren. Dabei hat „man’s“ doch gut gemeint…
3.Die Todessehnsucht
Wie man’s auch nennen will, der Mensch darf leider nichts begreifen, weil er damit nicht froh sein kann. Sag‘ einem, einer wie er/sie, ganz ungeschönt auch ist und er/sie wird sterben auf der Stelle, weil er/sie nur das begreift, was in ihr/ihm angelegt, nach außen strebt. Die wahre Welt – die wirklich ist – ist ihm/ihr doch absolut suspekt, wenn sie den Eigenarten widerspricht, die aufgeboten werden können. Ist das nicht „schrecklich“ zu benennen? Dabei mutmaßt man frecherweise noch, die Liebe sei im Spiel, wenn man an and‘re denkt!
Geschenkt!
Wir würden schreiend auseinanderlaufen, wenn wir den Abgrund sähen (in den wir uns’re Egos blähen), der sich dann auftut, so die Wahrheit, nackt und bloß, vor einem stünde, um uns anzustarren! Es gäbe keinen Mutterschoß und keine Väter, die es werden wollten, erkennten sie wozu sie fähig sind zu zeugen. Wer will schon einen Dämon säugen?
Der Dämon sagt: du bist nicht willig
zu gebären? Dann bekommst du Frust!
Sieh her, das Fleisch ist zwar nicht billig,
doch überall winkt dir die Lust,
in Szenerien einzutauchen,
wo du im Grund kein bisschen weißt,
was du jetzt machst und wie du heißt –
nur daß dir deine Sinne rauchen!
Dann hörst du wie die Zeit dich ruft,
wie man dich einbezieht in einen Plan,
man nennt dich Kamerad, nein, Schuft,
auf dieser Lebensautobahn,
die keine Rücksicht nimmt auf eig’nes Lenken.
Man leiht dir für die Pflicht den Orden,
denn du musst schlagen, beißen, morden –
hier hilft kein aufrecht-eig’nes Denken,
hier bist du einfach inbegriffen!
Alles wird zurechtgeschliffen!
Am Ende deiner Mühen steht die Angst,
daß, wenn du mal was abverlangst –
dem ungeschlachten Sein –
was nicht ins Weltbild passt,
dann fühlst du dich höchstselbst als Schwein,
hast keine Ahnung, warum du unmoralisch
(dabei bist du dir eine Last),
so abgrundtief verdorben träumst.
Du hältst dein Tun für animalisch,
wobei du das beiseite räumst,
was einen Edlen ausmacht, der sich windet,
in Schmerzen, die Stur- und Schwachsinn ihm bereiten,
wenn der tiefere Sinn vor Augen ihm verschwindet.
Du übersiehst: es lässt sich streiten,
über Dogmen, Meinungen, Gebote!
Doch dafür muss man Rückgrat haben!
Ja, du stirbst lieber viele Tode,
bevor du dich mit deinen Gaben
dem wahren Feinde stellst und kundtust: nein!
Ihr könnt mich mal, ich lebe mein
aussichtsloses, aber unverfälschtes Wollen –
und wer mich nicht liebt, soll sich trollen!
So bin ich mit dem Schicksal quitt?!
Mit schwergeword’ner Seele stehst du im wilden Strom!
Ereignis auf Ereignis nimmt dich mit!
Gelegentlich darfst du auch in ein Fahrzeug steigen.
Du blickst hinauf in diesen schwarzen Himmelsdom
und manche Träne fällt aus Sternenzweigen.
Dann suchst du die Erklärung, die dich stützt,
denn jemand in dir sagt dir: weiterleben!
Auch wenn dir nicht Methode, noch die Leistung nützt –
es wird sich manches, das dich anstresst, noch ergeben…
Das ist Gesang aus lichten Engelskreisen, der helle Glanz an deinem trüben Horizont. Geh hin und spiele den Tenor! Im Leben kommt es niemals wie du planst, doch denkst du trotzdem: was kommt vor? Ich hab‘ Verstand und will ihn mir beweisen. Es kann nicht sein, daß Es der Logik wiedersteht, dies ungewisse Unberechenbare, aus dem die Illusion des Fortgangs kommt, die ihren Glitzermantel um die Hoffnung legt. Das ist es was die Welt bewegt.
4. Willkommen im Leben
Da geht der Vorhang wieder auf! Ja, wie ein Bühnenbild entsteht der Eindruck, den man hat, vor sehr verschied’nen Augen. Ein Schauspiel der Verwandlung hat begonnen. Ein Lernprozess ist angesagt? Was wird es geben? Geistesnahrung? Den Unterricht, der uns dem Lehrstoff folgen lässt? Doch wer sieht was, in welchen Farben? Wird da nicht vielmehr angepasst? Wer nicht viele Fähigkeiten in sich trägt, der soll doch auch begreifen… Worauf kommt’s an? „Gemeinsam in die Zukunft schreiten“? Ein Werbeslogan den man oft zitiert! Nur Augenwischerei! Wer den Verstand bei Zeit verliert, der ist ganz vorne mit dabei!
So tret‘ ich ein?
Die Antwort gibt die Selbstverständlichkeit.
Und sie hält weitere bereit…
Komm nur herein!
Spend‘ gleich Applaus, das stimmt die Regisseure milde!
Was führen sie im Schilde?
Ich bin noch nicht im Bilde!
Das wirst du sehen, wenn man sich bemüht,
nimmt man im Spaß auch eine Rolle an und fügt –
indem das Nichts dich einbezieht –
sich ins Konzept. Dort ist bestimmt noch eine Stelle
frei, die dir entspricht! Wer Anderes behauptet, lügt!,
Bereit‘ dich vor, auf’s Eventuelle,
pass‘ den Bedarf dem Allgemeinen an!
Und wenn das widersinnig ist?
Verdammt, dann sei ein echter Mann
(der glücklich ist wenn er vergisst)!
Das Unvermeidliche ist überall zugegen.
Du musst es als Gesetz zugrunde legen,
bei allem was du anstellst – sei Statist!
Und wenn Despot mir lieber wäre?
Dann geh‘ und kämpf um deine „Ehre“!
Und wenn Despoten ehrlos sind?
Frag nicht so dumm, als wie ein Kind!
Es ist nicht einzusehen, daß sie ehrenvoll sein müssen!
Wer Bücher liest, sie wirklich lesen kann, der wird auch wissen,
daß man, ganz aufrecht nichts erreicht!
Ein Einsehen, das wohl keinem gleicht!
Du kannst nicht die Naturgewalt durchschauen, wenn nichts in dem Empfinden groß genug ist, daß es dich prägt. Darin allein liegt ein Erkennen, das dich zwar in Schwierigkeiten bringt, doch dir auch ins Bewusstsein dringt, als Licht, in diesem Tunnel, der dir Straße ist, auf die verruchte Sonnen scheinen. Und sie vollgestellt mit Steinen!
Wenn du nicht wenigstens mit dem Instinkt erfühlst
Nach welchem Takt hier das Orchester dudelt,
dann ahnst du nicht die Rolle die du spielst,
dann hast du deine arme Seel‘ besudelt,
dies sagenhafte Etwas, das so „arg sensibel“ heißt,
weil‘s keiner hat? Weil’s keiner kennt?
In jedem von uns wohnt ein Geist,
der dämlich ins Verderben rennt,
solang‘ er nicht bereit ist, an sich selbst zu glauben!
Den Anspruch derart hoch zu schrauben
trau‘ im mich nicht bei den Respektspersonen,
die in den schönen Häusern wohnen.
Die alles, weil sie tüchtig (?) sind erreichen.
Du meinst: sie gehen über Leichen!
Sie sind sehr von sich eingenommen?
Na und?! Lass sie doch zu dir runterkommen!
Wenn ihre Nasen an der Decke hängen?
Und sie dich grob ins Abseits drängen…
Dann bin ich zwar in diesem Land zur Welt gekommen,
doch diese Wahrheit ist nur halb.
Ich hab kein Daseinsrecht bekommen,
das ich mir nicht erkämpfen muss.
Das Geldgesindel tanzt um’s gold’ne Kalb,
verleiht sich Titel, Claims und gut dotierte Posten,
erlebt die höchsten Stufen vom Genuss –
und ich soll zuschau’n und im Regen rosten?
Das ist’s, jetzt hast du’s doch erfasst!
Dies gilt’s von Anfang an, im Dieseits zu erlernen:
Du bist hier nichts als nur ein Gast
und strebst im Schweiß nach jenen Sternen,
die in dir lauern und dich vorwärts drängen –
an ihren Fäden wirst du hängen!
Es liegt bei dir damit zu zufrieden zu hausieren –
was Besseres hast du niemand anzubieten.
Dir selber nicht, nicht deiner „Großen Liebe“.
Im Grunde sind wir alle Nieten,
Versager, Trottel, Tagediebe,
oder weißt du, wie man die Welt noch retten kann?
Sie schlägt mich stets in ihren Bann!
Das soll das Letzte Wort gewesen sein. Wir sind in uns, nein, nicht gefangen, wir sind durch uns, in der Bewegung, als fleischliches Konstrukt bestellt. Und ob’s uns nun vielleicht gefällt, ob wir uns gar nicht konvenieren – es ist uns wichtig, daß es uns erhält, dies unaufhörliche Erleben. Da hilft kein Lachen und kein Lamentieren, kein Kampf und auch kein Streben – der Strom der Zeit wird dir beweisen: du sollst in deiner Haut besteh’n! Denn einmal wirst auch du entgleisen…
Drum schreite aus, mit frohem Tritt und nimm dir überall was mit!
©Alf Glocker