Von den vielen Welten, die der Mensch nicht von der Natur geschenkt bekam, sondern aus dem eigenen Geist erschaffen hat, ist die Welt der Bücher die größte. Jedes Kind, wenn es die ersten Buchstaben auf seine Schultafel malt und die ersten Leseversuche macht, tut damit den ersten Schritt in eine künstliche und höchst komplizierte Welt, deren Gesetze und Spielregeln ganz zu erkennen und vollkommen zu üben kein Menschenleben ausreicht.
[Anmerkung der Redaktion: Dieses Zitat wird in einer sehr vereinfachten Form (Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste.) auch Heinrich Heine zugeschrieben. Eine verlässliche Quelle, die das belegt konnten wir allerdings nicht finden.]
Veröffentlicht / Quelle:
Die Welt der Bücher, Kalender aus dem Insel Verlag, 1977
Kommentare
Das kann auch nur ein Schriftsteller vermeinen. Das erinnert an Hölderlins: 'Was bleibet aber stiften die Dichter'. Die Bücher sind letztlich Medium und bestenfalls eine Geisteswelt. Nicht 'die Bibel' ist so gewaltig, sondern die Menschen, die so vertrauensvoll und mutig gelebt haben, dass man es erzählt und aufgezeichnet hat. Nicht 'das Kapital' ist schuld am Sozialismus, sondern das dialektische Denken von Hegel, das Marx nutzte und revolutionäre Strömungen weltweit für sich ideologisch vereinnahmten. ...
Wenn Bücher so gewaltig wäre, dann könnte man mit Bücherschreiben die Probleme der Menschheit angehen. In unserer heutigen Zeit würde man einen solchen Idealismus nicht mehr formulieren können. JW
Lieber Jürgen,
auch wenn du Recht hast, dass die Millionen guter Bücher die irren Probleme der Menschheit nicht bessern konnten -
weil der Mensch leider leichter als ein Hund manipulierbar, gar dressierbar ist (ab 1933, wie schnell griff Indoktrination um sich und ging wie weit). Wie haben schon immer nur wenige "böse Bücher" ausgereicht, die verbrecherischsten Ideologien durchbrechen zu lassen. Manchmal reichte schon ein eingängiger Satz, z.B. der von dir zitierte Marx: Wir erkämpfen eine Diktatur zum Wohle des Volkes. Als ob mit Diktatur jemals etwas Gutes in der Menschheitsgeschichte erreichbar gewesen wäre.
Summa: Wen schlechte Schriften Beeinflussung schaffen, wie dann gute Bücher nicht doch auch?
Jedenfalls habe ich mich am stärksten durch Lesen von guter Literatur von einem Arsch zu einem halbwegs, auch für mich selbst erträglichen Mann entwickeln können.
Wir sollten Gutes weiterschreiben.
LG an dich
U.
Lieber Uwe, danke für die offenen Worte! Wenn ich zurückblicke, habe ich mich auch durchs Lesen durch weite Strecken der Kindheit und Jugend gerettet. Später tat ich es aus Passion und Inspiration. Noch mal später, als ich durch Meditation mehr in mir ruhen konnte, ließ ich die Bücher nach und nach weg. Und die Vereinfachung tat mir gut. Die Gedankenflut ebbte ab, Wesentliches und Klares konnte mehr erscheinen. Hab dann auch geschrieben - und gehofft, dass der Eine oder die Andere das liest und davon etwas hat. Ja, lass uns das ruhig festhalten, so wie Du es sagst.
Mir stand noch vor Augen, dass es auch andere Felder des Geistes gibt, das Geistwirken, Geistheilen, das Geistreisen. Die Schamanen gehören dazu, auch Jesus, der nicht ein Wort niedergeschrieben hat und andere. Aber das überschreitet schon die Thematik dieser Seite.
Herzliche Grüße aus dem strahlenden Oktoberanfang! Jürgen
Lieber Jürgen,
was du nun nicht vermutest und dir als Intellektuellen vielleicht nicht gefällt: Deine Worte haben mich sehr stark be-, aber auch gerührt. Wieso - das musst du gar nicht wissen.
Hab du meine Achtung nicht nur für deine Worte und herzlich Dank.
Uwe
PS: Aber, von wegen Strahlender Oktoberanfang, bei mir regnet es. Aber nicht rein, nur draußen.