Jeder Mensch hat ein Geheimnis,
vieles, was er in sich hat
Manches wächst nur still und heimlich,
braucht schon mal ein Feigenblatt
Steine wahr'n ihr inn'res Feuer,
Pflanzen ihre Lichtgestalt
Tiereskraft ist ungeheuer,
Menschen üben Geistgewalt,
sind verletzlich, haben Schranken
führ'n der Ahnen Wege fort,
kreisen viel in den Gedanken,
hüten einen inn'ren Ort
2017
Kommentare
Ein erstaunliches Gedicht in einer Zeit, wo viele Menschen ihr Innerstes schrankenlos enthüllen und auch im Foto preisgeben! Habe mich oft gefragt, was sie damit eigentlich bezwecken.
Mir gefällt Ihr Gedanke vom inneren Geheimnis jedes Menschen. Frage mich seither, was meines ist und ob ich offenherziger Mensch es genug hüte. Frage mich auch, ob ich das der Anderen genügend respektiere.
Wie auch immer - danke für ein gutes Gedicht und einen Denkanstoß!
Adrian
Eine Freundin sagte mir einmal: man solle sein Geheimnis wahren. Das ist mir hängen geblieben. Es gibt so viele Dinge, die man in sich trägt. Man spürt es, was man besser hüten und verbergen sollte - und was man auch mitteilen kann, z.B. in einer vertrauten Beziehung. Danke - und einen guten Abend! JW
An Adrian und Jürgen,
was man in sich hüten möchte, sollte man hüten !
Das mal als Prinzip. Aber, wir sind freie Menschen und jeder
kann das Recht in Anspruch nehmen und sagen, schreiben, tun und lassen,
was er möchte ! Das ist gut so.
Wenn alle SchriftstellerInnen auf der Erde sich verschlossen und ihre
Erfahrungen und persönlichen Meinungen geheim gehalten hätten, wären
wir um einiges ärmer.
Dann würde es auch " LITERATPRO" und andere Foren nicht geben.
Kein Wort, kein Buch, kein Sinn !!!!!!
Ich grüße und wünsche noch eine schöne Woche,
Volker
Das ist wohl wahr! Würde man sich nicht öffnen, käme nichts zustande. Jedes Gedicht ist auch ein Stück Selbstoffenbarung - das sehe ich auch so. Mir ist die Poesie manchmal eher des Schleiers zu viel - ich würde gerne deutlicher sehen, wovon der Autor/die Autorin eigentlich spricht. Grüße zum Abend! Jürgen Wagner
Mit Interesse habe ich alle diese wohlüberlegten männlichen Gesichtspunkte gelesen. Sie reizen mich teilweise zu Protest, ich möchte darauf aus meiner Sicht als Frau entgegnen.
Gewiss ist jede Mitteilung ein Teilen und gewiss werden wir bereichert, wenn Künstler oder wenn Menschen unseres Freundeskreises ihre inneren Schätze mit uns teilen. So wie auch wir umgekehrt andere beschenken können.
Doch ich verstehe dieses - sprachlich übrigens ausgezeichnete - Gedicht als eine sehr berechtigte Warnung, auf der persönlichen Ebene Innerstes preiszugeben. Ich begrüße auch, dass es an unsere Verletzlichkeit erinnert. Beides ist notwendig, weil unsere Seele, unser Geist, unsere Gefühle, unser ganzes Innenleben doch keine völlig kontrollierbare Buchhaltung sind!
Wohl jeder Mensch hat doch mindestens einmal erlebt, dass eine tiefe Erfahrung schmerzlich entwertet wurde, weil er sie der oder dem Falschen erzählt oder weil er sie zur falschen Zeit erzählt hat. Das merkt man oft nur im Nachhinein!!!
Zudem HAT nicht nur jeder Mensch ein Geheimnis, sondern jeder Mensch IST auch ein Geheimnis!
Ihnen Dreien sehr herzliche Grüße!
Jolanthe