Da schau ich

Bild von Monika Laakes
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Da schau ich
dem Himmel
ins blaue Gesicht.
Vertraue der Erde,
dass sie mich trägt.
Warte auf Zeichen
vergessener Chancen,
sehe dort droben
ins weit, weite Licht.

Da schau ich
in Abgründe
bitterer Leiden.
Wesen in Ketten
der Unwissenheit
quälen mit Worten,
die niemand versteht,
die ihre Freiheit
mächtig beschneiden.

Da schau ich
mir selbst
ins endliche Leben.
Erschrecke und wünsche
die Zeit anzuhalten.
Doch könnt ich
das wirklich,
würd's letzlich für alles,
alles kein Ende geben.

So träf mich hernach
das eigene Streben.

Interne Verweise

Kommentare

01. Apr 2017

Der Blick rentiert -
Hier garantiert!

LG Axel

02. Apr 2017

Danke, lieber Axel. Deine Zweizeiler treffen immer den richtigen Ton. Klasse.
LG Monika

02. Apr 2017

Danke, lieber Axel. Deine Zweizeiler treffen immer den richtigen Ton. Klasse.
LG Monika

02. Apr 2017

Hallo, liebe Monika, auch ich habe heute am frühen Morgen schon in Abgründe geschaut. Las im Zwielicht im neuen Journal von Amnesty International u.a. von Teodora del Carmen Vásquez in San Salvador, die 2008 wegen Mordes an ihrem Kind (sie hatte 'lediglich' eine Fehlgeburt erlitten, was schon schlimm genug ist) zu einer Haftstraße von 30 Jahren verurteilt wurde. Das ist in San Salvador so Sitte. Frauen, die Fehl- oder Frühgeburten erleiden, werden wegen Mordes inhaftiert. Dein Gedicht gefällt mir sehr gut.

Liebe Grüße
Annelie

02. Apr 2017

Hallo, liebe Annelie, manchmal brauch ich Medienabstinenz. Bei solchen Schreckensbotschaften könnte ich verzweifeln. Und dennoch, ich kann die Welt nicht retten. Deshalb: Bildung für alle. Nur so können mörderische Ideologien ausgemerzt werden.
Vielen Dank für Dein Schreiben. Der letzte Satz tut gut!
LG Monika

02. Apr 2017

Liebe Monika,
du ziehst Bilanz. Ich folge dir ins Licht. Und falle mit dir ins Dunkel.
Der Schluss ist so, wie er sein muss. Dass alles sich rundet mit ihm.
Gefällt mir ausgesprochen gut. Dein Gedicht!

Liebe Grüße Lisi

02. Apr 2017

Danke, liebe Lisi, freu mich sehr, dass ich Dich damit ansprechen konnte. Ja, das Leben zu betrachten, kann mitunter sprachlos machen. So ist es eben, erzwingen lässt sich nichts. Und das ist auch gut so.
Dir wünsche ich noch einen glückhaften Sonnentag.
LG Monika

02. Apr 2017

"Da schau ich
mir selbst
ins endliche Leben.
Erschrecke und wünsche
die Zeit anzuhalten.
Doch könnt ich
das wirklich,
würd's letzlich für alles,
alles kein Ende geben."
UND DAS, liebe Monika, ist das SChlimme. Das Ende schreckt mich ebenso sehr wie die Aussicht auf KEIN Ende. Gäbs kein Ende würden wir die Zeit, die wir haben, zu wenig schätzen und Leben würde zum Konsumgut. Oft stell ich mir vor wie es wäre, ewig zu leben und alle zu überdauern... und dann graust es mich.. ich würde mich nicht mehr trauen, zu lieben und zu wertschätzen, mir würden nichts und niemand mehr am Herzen liegen weil ich wüsste, sie sind nur kurze kurze Wegbegleiter und ich würde ewig leben (müssen) und nach ihnen kämen andere und wieder andere und wieder andere.. nein, ich würde niemanden mehr lieben können weil das verlieren vorprogrammiert wäre. Aber die Aussicht auf ein begrenztes (eigenes) Leben und Wirken ist auch erschrckend, denn da fragt man sich "was soll ich kleiner Mensch schon ausrichten können in den par aktiven Jahren, die ich habe auf Erden"..

Und auch die Sache mit der FReiheit und der nicht-Freiheit... je freier man ist desto mehr Verantwortung trägt man..

Aber es hat ja auch niemand gesagt, dass das Leben leicht wäre oder auch nur leicht zu verstehen wäre..

lG
Anouk

02. Apr 2017

Liebe Anouk, Deine Ambivalenz kann ich total mitempfinden. Du bist so intensiv mit dem Text umgegangen, das erfreut mich SEHR. Es ist wohl gut, dass wir nicht wählen können. Sein oder Nichtsein... Denkbar, dass die Welt zu einer Hölle geraten würde. Den Eindruck von Vorhölle kann ich beim Blick in bestimmte Regionen schon gewinnen. Möchte mich darin nicht verlieren. Liebe Anouk, der Tod eines JEDEN Menschen ist die einzig wirkliche Gerechtigkeit. Das tröstet mich ungemein. Zudem bin ich überzeugt, dass keine Energie (Seele) verloren geht, in welcher Form auch immer. Danke für Deine so ehrliche Reaktion auf den Text.
Noch einen wunderschönen Sonnentag.
LG Monika

02. Apr 2017

Monika, solche menschlichen Abgründe sind auch mir nicht fremd. Und gelegentlich bleibt mein Fernsehgerät schwarz und die Klingel abgestellt, weil ich abschalten muss. Wunderbar formuliert. Die Zeit anhalten möchte man zwar manchmal, aber dennoch lieber nicht unendlich lange leben.
Liebe Geüße, Marie

02. Apr 2017

Ja, das stimmt, liebe Marie. Wie schön, Deine Zeilen zu lesen. Und das noch in Übereinstimmung. Danke Dir.
Und noch einen stressfreien Sonnentag.
LG Monika