Kaum hab ich am zweiten Glas geleckt,
hat mir der erste, der süffige, geschmeckt.
Kaum hab ich am vierten genippt,
hab ich den dritten weggekippt.
Kaum war ein Kabinett gekommen,
hätt ich diesen nur genommen.
Kaum wurde die Spätlese gepriesen,
wollt‘ ihn von jeder Traube ich genießen.
Kaum bot er den fülligsten Tropfen,
stiegen mir die Kosten zu Kopfen.
Ich wollte die Flaschen verschieben,
wär’ gern bei einem Schoppen geblieben.
Der allerletzte Edelbrand
raubte mir den Verstand.
Ich schenkte mir selber ein
ein Glas frischen Hahnenwein.
Veröffentlicht / Quelle:
Auszug aus: Heiner Brückner, „Wein-Lese“. Berlin 2016. 40 Seiten. ISBN 978-3-7418-4589-5.