Morgengedanken

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von Marie Mehrfeld

du, was ich vergaß, dir zu sagen, zu schreiben -
immer noch lausch ich den Mädchenbäumen,
denen mit schwarzweißem Stamm und dem

flirrend hellgrünen Blätterdach, wie sie leise
tuscheln über den rauchlosen Schornsteinen
meines längst abgebrannten Gedächtnishauses,

tauche ein in die blassrote Nebelwelt meiner
Kindheitsträume, nachts, wenn Sirenengesang
verklungen war, wenn ich die Igel husten hörte

unter den Johannesbeersträuchern und wusste,
jetzt brechcn sie wieder ein und zerstören die
letzte Geborgenheit, und schon bin ich schlafend

erneut mit dem Kopf gegen die Ausweglosigkeit
gestoßen, die so vereist ist und erstarrt, und ich
bewege mich zaghaft auf zu dünnem Eis, auf den

Händen, kopfunter, entblößt bis auf die Haut, alle
Schreie der Angst verschluckend, das kühlgrüne
Wasser darunter zieht mich magisch an, und ich

suche zitternd zagend den Eingang zu der Höhle
der Tröstung, schlage Knoten um alle grünenden
Zweige, mit dem Salz meiner Tränen schreibe ich

weinend eure Namen gegen die Wand, die uns
trennt für immer, doch wenn sich meine müden
Augen aufgeschlagen haben, mein erstes Niesen

verklungen ist, koch ich mir pechschwarzen Tee,
überlasse die Zehen ihrem fröhlichen Morgentanz
und grüße den Tag mit dem Lächeln des Hoffens

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