Biber 1 - Brief an einen Nachbar

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von Willi Grigor

Lieber Herr Biber,

ich bin Ihr Nachbar und ein Tierfreund
und möchte gleich am Anfang sagen:
Ich schreibe ungern um zu klagen,
doch sage klar, mit Deutlichkeit:
was zu weit geht, geht zu weit.

Der Anlass dieses Schreibens
ist die Folge Ihres Treibens.
Ich habe in der letzten Zeit, verstärkt,
Aktivitäten ihrerseits bemerkt,
die nicht nur stören, wie ich find´,
sondern auch zerstörend sind.

Und dies geschieht, wohl sehr bedacht,
in Heimlichkeit und in der Nacht.
Am Tage sieht man, mit Empörung,
das ganze Ausmaß der Zerstörung:
Bäume liegen auf dem Feld,
von Ihnen rücksichtslos gefällt.

Auch Ihre ungehemmte Lust
am Dämmebauen macht mir Frust.
Denn diese unerlaubte Dämmung
verursacht meistens Überschwemmung,
so dass die Wiesen ganz versauern,
welches führt, sehr zu bedauern,
zu Problemen, ohne Frage,
für uns´re Bio-Kläranlage.

Lieber Herr Biber,
ich hoffe, Sie verstehen meine Klage
und beenden diese Plage.
Sonst würden wir nicht kneifen
Maßnahmen zu ergreifen,
die wir als einen Weg empfänden,
um ihr Treiben zu beenden.

Zum Beispiel könnten wir beschließen,
jemand zu bitten, auf Sie zu schießen.
Ein Jäger ist dazu bereit
bei hoher Biberdreistigkeit.

Dies könnten Sie jedoch verhindern,
indem Sie ihren Sturmdrang mindern,
uns die Ruhe wiedergeben
und unser unbeschwertes Leben.

Die Ruhe ist uns lieb und teuer
und schließlich zahlen wir auch Steuer
für uns´re ziemlich kleine Hütte.
Und wie ist das bei Ihnen, bitte?

Und zum Schluss, ich warne sehr,
stauen Sie den Bach nie mehr!
Die Folge wär für Sie das Ende,
was ich unerfreulich fände.
So denken sicher Ihre Frau
und andere in Ihrem Bau.

Mit ernstem Gruß an Sie Herr Biber
Ihr nächster Nachbar gegenüber.

© Willi Grigor, 2014
Landleben in Liverud

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