Mein süßes Lieb, wenn du im Grab

Bild von Heinrich Heine
Bibliothek

XXXII.

Mein süßes Lieb, wenn du im Grab,
Im dunkeln Grab wirst liegen,
Dann steig’ ich langsam zu dir hinab,
Und will mich an dich schmiegen.

Ich küss’, ich umschlinge, ich presse dich wild,
Du Stille, du Kalte, du Bleiche!
Ich jauchze, ich zitt’re, ich weine mild,
Ich werde selber zur Leiche.

Die Todten stehn auf, die Mitternacht ruft,
Sie tanzen im luftigen Schwarme;
Wir beide bleiben in der Gruft,
Ich liege in deinem Arme.

Die Todten stehn auf, der Tag des Gerichts
Ruft sie zu Qual und Vergnügen;
Wir beide bekümmern uns um nichts,
Und bleiben umschlungen liegen.

Veröffentlicht / Quelle: 
Buch der Lieder, Lyrisches Intermezzo, S. 136; Auflage 1; Hoffmann und Campe 1827

Interne Verweise

Kommentare

05. Mai 2017

Oje, sehr makaber. Da hat es den Heinrich Heine mächtig gepackt. Bis in den Todt hinein. Ich mag ihn sehr, doch hiermit komm ich nicht überein.
LG Monika