Von Liebesschwüren und Scham

Bild zeigt Soléa P.
von Soléa P.

Geschniegelt und gestriegelt,
machte er sich auf den Weg.
Den Scheitel seitlich gerade gezogen,
Bart und Anzug stets gepflegt –
die Fliege mittig, akkurat,
auch mit After Shave hat er nicht gespart.

Einen Plan verfolgte der Mann,
zu betrügen war sein Drang,
lief vielen Röcken schon hinterher,
die Damenwelt machte es ihm nie schwer.

Ihre Schwäche – sein Geschäft,
er verwöhnte sie – auch im Bett.
Schenkte rote Rosen, bestückt mit Briefen,
darauf Liebesschwüre, die nur so trieften.
Komplimente, hauchte er zärtlich ins Ohr –
sie hörte schon Hochzeitslocken und den Chor.

Bevor es jedoch so weit kam,
hatte er ihr Konto längst abgesahnt,
schickte eine Karte aus weiter Ferne,
meinte: „Ich mochte dich sehr gerne,
bin aber leider nicht der Mann,
der ewig mit ein und derselben leben kann …“

Vor Scham und Unglück weinte die Frau,
sie hatte diesem Schwindler blind vertraut,
sperrte sich auf ihrem Anwesen ein,
schwor: „Hier kommt mir kein Mann mehr herein.“

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