Vogelschießen (für Uschi, in memoriam)

Bild zeigt Annelie Kelch
von Annelie Kelch

Du wurdest krank – mitten im Sommer: Grippe.
Ferner die Lunge war betroffen, so erinnere ich heut',
durftest nicht mit zum Sommerfest – wir waren traurig.
Hab' mich bedauert, musste 'Vogelschießen' - ohne dich.

Als unser Festzug an dem Haus vorüberzog, worin du lagst,
gab ich den Kranz ab, eine andere hielt ihn für mich derweil.
Den Namen weiß ich leider nicht, ist mir entfallen, Erika?
Nur, dass sie lieb war und uns Freundinnen geholfen hat.

Ich lief ins Haus und deine Mutter führte mich zu deinem
Krankenbett. Gesicht war leichenblass, sehr müd' und krank.
Ich stopfte unters Deckbett dir, was ich von meinem Taschengeld
gekauft: ein Marzipanschwein, Schokolade und ein Buch.

Du hast gelächelt, müd' und matt, ich musste leider fort,
durfte den Anschluss an den Umzug nicht verpassen,
wäre am liebsten gleich nach Haus' getrabt, denn
mitzuschwofen, war nicht meine Art – und ohne dich bin ich
den ganzen Tag mit 'wunder Schnute' rumgelaufen (s. unten).

'Heges' Gesicht (Spitzname), hinter mir getrabt, der mit dem
Igel und der Fliege, verrät Mitleid; Petticoats warn zu jener
Zeit der allerletzte Schrei - das hab' ich nie begriffen.
Hätt' lieber eine Armbanduhr gehabt, statt jenes teure Kleid,
und auf 's 'Bolero' hätt' ich gut und gerne auch gepfiffen.

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