Die Holzmiete im Garten
regendicht verzurrt
und alle Nachbarn und Freunde
wissen, dass du Holz sammelst
jeder, der von einem Baum weiß
sagt dir Bescheid
oder hilft, die Beute zu sichern
oder bringt sie gleich selbst vorbei
und dann stehst du im Garten
mit dem Fuchsschwanz und Muskelschmalz
sägst du den Stamm in handliche Strünke
und arbeitest dich aus
mit der großen Axt und großer Geste
spaltest du die Strünke in Scheite
die rechts und links beiseite springen
bist du sie aufsammelst
und der Holzmiete einverleibst
bis du sie nach einer Reifezeit
in einem großen Korb
im Heizungskeller aufstapelst
wo sie trocknen können
bis sie im Kamin so gemütlich knacken
und das Haus wärmen
und du sitzt in deinem Fernsehstuhl
die Beine weit von dir gestreckt
und bist längst eingeschlafen
wenn der Kamtschatkabär
sich an den Lachsen delektiert
und sonntags vor dem Mittagessen
machst du deine Gartenrunde
zufrieden Wölkchen ausstoßend
von deiner inzwischen nur noch
einzigen Zigarre der Woche
weil du schon lange etwas spürst
das du vor den anderen geheim hältst
denn ein Indianer kennt keinen Schmerz
nur manchmal findet deine Hand
verstohlen den Weg links zur Brust
wo dein großes Herz schlägt
schlug, viel zu groß für diese Welt
heute, genau heute
wärest du zweiundneunzig Jahre geworden
© noé/2019