Grübelgedanken einer Dichterin
An dem Thema „Flüchtlinge“ kommt man nicht vorbei in dieser Zeit.
Aber: Wie „verteilt“ man Flüchtlinge „gerecht“ über Europas Weiten?
Nach der Quadratmeterzahl der jeweiligen Aufnahmeländer?
Nach deren eigener Einwohnerzahl?
Oder nach dem BIP/Kopf $, was bedeutet, nach dem Brutto-Inlands-Produkt pro Kopf des jeweiligen Landes in der Währungseinheit US-Dollar?
Was wäre „gerecht“ zu nennen?
Wie sähe das beispielsweise aus für das kleine, aber finanzstarke Luxemburg?
Mit seinen 2.586 km² Fläche böte es bei anteiliger Verteilung nur 0,0104468 Prozent geflüchteter Menschen Raum;
legte man die Einwohnerzahl von 531.000 (2012) zugrunde, könnte man nur Platz für 0,0590759 Prozent Geflüchtete einrichten;
bei Luxemburgs BIP/Kopf $ (2008) von 111.501 allerdings könnte es durchaus 11,425723 Prozent der Geflüchteten aufnehmen.
Setzte man die gleichen Parameter für Ungarn, ergäbe sich bei der Fläche von 93.030 km² eine Zuteilung von 1,9563633 Prozent Geflüchteter;
bei Ungarns eigener Einwohnerzahl von 9.944.000 (2012) beliefe sich der Anteil auf 2,1252254 Prozent Geflüchteter;
bei seinem BIP/Kopf $ (2008) von 15.597 würde sich der Anteil der Aufzunehmenden allerdings auf 1,5982547 Prozent reduzieren.
Was also könnte nun eine gerechte „Berechnungsgrundlage“ darstellen?
Mit ein bisschen hin und her Überlegen, bin ich für mich zu dem Schluss gekommen, dass es die Mischung macht.
So habe ich einfach einmal für jedes aktuelle Mitgliedsland ein Mittel aus diesen drei (wikipedia entnommenen) Kriterien gezogen
a) Einwohnerzahl 2012
b) Fläche/km² und
c) BIP/Kopf $/2008 (s. oben)
und bin – nach demselben Muster - zu folgendem Verteilungsschlüssel gelangt
(alle Prozentangaben sind kaufmännisch auf die dritte Ziffer nach dem Komma gerundet, die Angaben in Klammern nach der Ländernennung entsprechen dem obigen a, b und c, falls ein geneigter Leser Lust verspüren sollte, meine Berechnungen nachzuprüfen).
In meinem Rechenbeispiel könnte sich Luxemburg so für 3,832 Prozent der Geflüchteten öffnen und Ungarn für 1,839 Prozent.
Hier also die von mir errechneten Flüchtlings-Prozentzahlen, die auf jedes genannte Mitgliedsland entfallen könnten:
2,600 % für Belgien (11.142.000/32.545/47.473)
1,558 % für Bulgarien (7.305.000/110.994/6.834)
2,834 % für Dänemark (5.590.000/43.098/62.624)
9,620 % für Deutschland (81.890.000/357.121/44.790)
1,024 % für Estland (1.339.000/45.227/17.310)
4,687 % für Finnland (5.414.000/338.144/51.430)
9,975 % für Frankreich (65.697.000/543.965/44.637)
2,841 % für Griechenland (11.280.00/131.957/32.093)
3,038 % für Irland (4.589.000/70.273/64.465)
7,602 % für Italien (60.918.000/301.336/38.407)
1,238 % für Kroatien (4.267.000/56.542/15.444)
1,140 % für Lettland (2.025.000/64.589/15.060)
1,175 % für Litauen (2.986.000/65.301/14.102)
3,832 % für Luxemburg (531.000/2.586/111.501)
0,725 % für Malta (418.000/316/20.341)
3,215 % für Niederlande (16.768.000/41.526/52.685)
2,887 % für Österreich (8.462.000/83.879/49.579)
5,380 % für Polen (38.543.000/312.685/13.780)
2,180 % für Portugal (10.524.000/92.345/23.026)
3,531 % für Rumänien (21.327.000/238.391/9.287)
5,836 % für Schweden (9.517.000/449.964/52.271)
1,326 % für Slowakei (5.410.000/49.034/17.489)
1,214 % für Slowenien (2.058.000/20.253/27.063)
8,054 % für Spanien (46.218.000/504.645/34.541)
1,996 % für Tschechien (10.515.000/78.866/20.672)
1,839 % für Ungarn (9.944.000/93.030/15.597)
7,491 % für Vereinigtes Königreich (63.228.000/242.910/43.756)
1,115 % für Zypern (de facto: 885.041/5.896/29.620)
Bonmot:
Hier würde tatsächlich Frankreich Deutschland „schlagen“. Aber es könnte sich ja in schon ihm vertrauter Weise bevorzugt um Flüchtlinge nordafrikanischer Herkunft kümmern.
Zypern stellt (mit seinem griechischen Teil) insofern einen Sonderfall dar, als es de facto (einschließlich der beiden Militärbasen, die britisches Hoheitsgebiet darstellen) über eine Einwohnerzahl von 885.041 (2012) verfügt, bei einer Fläche von 5.896 km², de jure (zusammen mit dem türkischen Teil) dann allerdings über eine Einwohnerzahl von 1.193.976 (2012) und eine Fläche von 9.251 km².
Da mir nur für die de-facto-Berechnung die BIP/Kopf $ vorlag – dies allerdings abweichend aus 2010 – habe ich für meine „Verteilungsrechnung“ die de-facto-Angaben zugrunde gelegt.
Eine weitere Schwierigkeit besteht ja aber auch darin zu sehen, wie viele der Geflüchteten sich überhaupt ein dauerhaftes Verbleiben in den einzelnen Aufnahmeländern vorstellen mögen.
In jedem Fall wäre der demografische und steuerrelevante Nutzen gegen eine Mehrbelastung der eigenen Wirtschaft und Kommunen, des Schul- und Gesundheitswesens und der Rentenkassen gegenzurechnen, wenn ein Land „seinen Anteil“ an Geflüchteten relativ schnell wieder „los“ wird, hingegen in anderen der Länder aber deutlich mehr geflüchtete Personen sich dauerhaft „einzurichten“ gedenken – mit entsprechenden „Langzeitfolgen“, positiver wie negativer Art.
Ich gehe aber davon aus, dass der Großteil der aus Kriegs- und Krisengebieten geflüchteten Personen in ihre Heimat zurückkehren will, sobald dazu eine reale Möglichkeit in greifbare Nähe rückt.
Auch denke ich, man kann die Situation nach der Wiedervereinigung der beiden Deutschlands nicht gleichsetzen mit der aktuellen Notsituation der um ihr Leben Fürchtenden: „Damals“ wurden Deutsche innerhalb der deutschen Staatsgrenzen nur umverteilt, oder hatten selber dies Bestreben. Die Gesamtzahl der Personen veränderte sich nicht.
Das ist aber jetzt der Fall. Und dies ist – neben dem „Fremdeln“ vor dem Unbekannten – wohl auch der Hauptgrund für eine futterneidische, wachsende Angst eines Teils der deutschen Bevölkerung. Man kann ja ein Erstaunen nicht ganz unterdrücken, dass jetzt Beschäftigungsverhältnisse quasi aus dem Boden gestampft werden sollen, wo es Jahrzehnte nicht möglich schien, wenigstens einen Teil der hausgemachten Arbeitssuchenden – außer von „Maßnahme“ zu „Maßnahme“ – unterzubringen.
Gleichzeitig stellt es sicher auch ein Riesenproblem dar, dass die Medien sich auf jedes Ereignis stürzen, von dem sie annehmen, es könne ihre Verkaufszahlen oder Einschaltquoten steigern.
Und das waren nur in Ausnahmefällen die positiven Ereignisse.
Also berichtet man nicht über die Vielen, bei denen die Dankbarkeit vorherrscht, endlich in Frieden leben zu dürfen und möglichweise eine Zukunftsperspektive zu haben, sondern wendet sich (lüstern?) denen (Personen wie Ereignissen) zu, die für Beschäftigung der Massen sorgen (Brot und Spiele).
Aber auch echte Besorgnis der „Urbevölkerung“ will ich gar nicht kleinreden. Jeder nimmt seine eigene Situation eben ganz individuell wahr.
Meistens wirkt hier ein friedliches, gegenseitiges, persönliches und unvoreingenommenes (!) Kennenlernen deutlich deeskalierend.
Da ich hier keinen neutralen Nachrichtenbericht schreibe, darf ich persönlich sein und werden.
(Nichtinteressierte bitte nach den nächsten vier Absätzen weiterlesen.)
„Böse Buben“ (und Mädchen) gibt es hier wie da, der deutschen können wir uns leider nicht entledigen, mit denen müssen wir leben. Die anderen aber sollten konsequent und ohne großes Federlesen legal aus den deutschen Grenzen entfernt werden können, egal, was außerhalb dieser Grenzen mit ihnen geschieht. Das haben sie sich dann selber zuzuschreiben. Hier konsequent zu handeln und nicht lange rumzueiern, hätte einen nicht zu unterschätzenden Lerneffekt.
Etwas stört mich ganz extrem, zunehmend und seit längerem:
Dass „die Welt“ von ihren Logenplätzen aus, beide Ellenbogen auf das Fensterbrett gestützt, feist und in aller Ruhe abwartet, wie „Europa“ wohl fertig werden wird mit dem Flüchtlingsproblem, das ja gar nicht (nur) seines ist. Ob sie schon Wetten abgeschlossen haben?
Statt sich konstruktiv einzubringen, sind Machtgewinnler dabei, ihren alten Militärschrott über entkernten Häusern in den Kriegs- und Konfliktgebieten abzuladen. Sie lauschen dem Wetzen der Klingen, dem Rasseln der Panzer-Ketten und vor allem dem Klingeln der Münzen.
Wahrscheinlich haben sie daheim die Spiegel verhängt, aus denen ihnen hässliche Fratzen entgegenblickten, würden sie hineinschauen.
Schlafprobleme haben DIESE Leute sicher nicht.
Freust du dich am Spektakel, Welt?
Und natürlich (?) geht meine eigene Meinung in eine weitere Richtung, besonders zu Politikern (nicht nur) unseres Landes, die nur bis ins eigene Portemonnaie oder zu ihren persönlichen Meritentafeln denken.
Sollte ich heute zu aktuellen deutschen Kompetenzköpfen befragt werden, wäre ich tatsächlich ziemlich ratlos. Allerdings hat sich – jedenfalls bis zum Erst-Veröffentlichungsdatum dieses Textes am 09.03.2016 - eine einsame Kämpferin in Teilbereichen mühsam und Stück für Stück meinen Respekt erworben (wird sie nicht interessieren), die beharrlich und rautenunterstützt die Beschwörungsformel „Wir schaffen das!“ ausgibt. Und das, obwohl beständig „Obergrenze!“ (Obergrenzen kann es verfassungsmäßig gar nicht geben, weil jeder, der einen Antrag auf Asyl stellen möchte, dazu ein verbrieftes Recht hat), also: „Obergrenze!“ kläffende Wadenbeißer hinterlistig die Bürger nicht nur ihres eigenen Bundeslandes gehirnwaschen. Was den Permafrost des urdeutschen Nachkriegszeiten-Schocks zunehmend auftauen lässt und so flächendeckend braune Sumpflöcher zum Brodeln bringt. Die trockenzulegen unser schönes Land überfällig verdient hätte. Möglichst, bevor noch mehr Kopflose hineinstolpern und rettungslos verloren gehen für eine gemeinschaftlich-zuversichtliche und positiv gestimmte Zukunft.
(Ab hier kann weitergelesen werden.)
Ein Vorschlag von mir, unter Bezug auf meine obige Quotenaufstellung, wäre auch:
Wir sollten die „volkseigenen“ Steuergelder nicht Europa-fernen Ländern für ihr weitestgehendes Stillhalten wohlfeil in den weit offenen Rachen werfen, um sie dazu zu bewegen, Flüchtende – die dadurch in ihrer Anzahl nicht weniger werden - möglichst weit entfernt von uns zu halten.
Wir sollten genau diese Gelder eher den Europa-bildenden Staaten zuschustern, die über ihre eigenen begrenzten Kräfte hinaus, und im stillschweigenden Auftrag der anderen, sich derer annehmen, die, hilflos und Rettung suchend, an ihren Küsten – und das häufig im wahrsten Sinne – auftauchen, wenn sie nicht bis dahin unerkannt ertrunken sind, verhungert oder erfroren.
Wer sich seiner Quote stellt, ist aus dem Schneider.
Wer nicht, könnte in entsprechender Höhe dazu verdonnert werden, sich – wie bei Klimaverfehlungen – von seiner Verpflichtung „freizukaufen“ – jedenfalls im Rahmen.
Die nicht erfüllte Flüchtlings-Quote könnte vom BIP/Kopf $ aus den jeweiligen Landeskassen in einen Solidaritätstopf (Oh weih! Einmal eingerichtet, wird man sowas nicht mehr los!) in Brüssel fließen, der daraus die Flüchtlingssituation in den Quoten-über-erfüllenden Ländern abmildert. In diesen Ländern könnte evtl. auch ein Schuldenerlass greifen (Griechenland?).
Verweigerer, die kein Geld abführen möchten, könnten entsprechend die Subventionen aus Brüssel gekürzt bekommen.
Nachvollziehbar, dass jeder nach seinem eigenen Besten strebt, und schließlich ist Wünschen legitim. Aber dann sollten auch die anderen Rahmenbedingungen stimmen, die in der Gesellschaft gelten, deren Teil man sein möchte. Politischer Erpressung sollte nicht leichtfertig Tür und Tor geöffnet werden, weil so nicht nur ein Glaubwürdigkeits-, sondern auch ein Identitätsverlust droht und man die Geister, die man rief, möglicherweise nicht mehr los wird. Mein Rat: Authentisch bleiben.
Und: Wer bereit ist, bei „Aspiranten“ mit unterdrückter Pressefreiheit, zweifelhafter Auslegung von Menschenrechten, Gewalt gegenüber Frauen und Erpressermentalität beide Augen zuzudrücken, braucht auch nicht zu buhen, wenn östlich und nördlich von Deutschland gelegene Länder mit ihrer seltsamen Auslegung von „Solidarität“ daherkommen, Grenzen eigenmächtig schließen oder nur Angehörige einer bestimmten Religion vorselektieren.
Hierzu noch ein Zwischenruf:
Für mich war schon als Schulkind glasklar, dass die Geografie die Umrisse für – ein damals noch erdkundlich zu definierendes – Europa festlegt. Was mir auch heute noch sinnvoll erscheint. Wie weit soll Europa reichen – über Indien und China hinweg bis nach Japan?
Selbst wenn es nicht zu einem Flüchtlings-Solidaritätsfonds kommen wird:
Europa sollte die sich einer Europa-Solidarität verweigernden Europa-eigenen Staaten, die sich daraus ergebenden Konsequenzen ruhig schmerzhaft spüren lassen. Wo schmerzt es am meisten? Im Finanziellen. Wer sich der Allgemeinheit verweigert, sollte im gleichen Maß sein „Recht“ verlieren, sich eben jener finanziellen Unterstützung aus Europas Fleischtöpfen sicher sein zu können.
Wer Brüssel die Kompetenz abspricht und sich dem Brüsseler „Diktat“ nicht unterzuordnen bereit ist, hat sich damit selbst ins Abseits gestellt und sein Anrecht auf jegliche Unterstützung freiwillig abgegeben – er ist kein Mitglied mehr. Nicht im Kaninchenzüchterverein und nicht in Europa.
Das gilt für alle Himmelsrichtungen, nicht nur die nach Osten. Wer sein Extra-Süppchen kochen möchte, darf das gerne tun – außerhalb Europas, wenn er sich selber außerhalb stellen möchte. Europa stünde auf tönernen Füßen, wenn es sich im Ernstfall auf solche „Bündnispartner“ verlassen müsste.
„Wasch mich, aber mach mich nicht nass!“, hat seine Gültigkeit verloren. Mit dem Beitrittsbekenntnis zu Europa muss klar sein: „Einer für alle, alle für einen – in guten UND in schlechten Tagen“.
noé/2016
Treueformel beim Eheversprechen:
Ich verspreche Dir die Treue in guten und in schlechten Tagen,
in Reichtum und Armut, in Gesundheit und Krankheit, bis der Tod uns scheidet.
Ich will Dich lieben, achten und ehren alle Tage meines Lebens.