"Ich bin die Gefahr!" sprach das Haupt
und wandte sein lächelndes Gesicht
der Frau in ihrer Verzweiflung zu.
"Und was bist du?
Sag' es mir und erzähle mir nicht,
was dir sowieso hier keiner mehr glaubt."
"Ich bin das Leiden in dieser Welt,
noch nicht einmal ich gehöre mir selbst."
Gebrochen vor Gram
diese Antwort kam.
"Nun, wenn du dir damit besser gefällst,
hast du dein Leiden dir selber erwählt.
Du erkennst mich in meinem drohenden Sein,
doch nicht ich bin die Drohung,
wenngleich auch Gefahr,
Du weißt, wie es war,
du warst damals noch jung
da ludest du mich bereits zu dir ein."
"Ich war jung und ich kannte nicht deine Art,"
sprach zu diesem lächelnden Haupt
verzweifelt die Frau.
"Das weiß ich genau,
doch hast du wirklich geglaubt,
damals, wie auch jetzt in der Gegenwart,
du hast mit mir, Gefahr, ein leichtes Spiel?
Meine Hilfe hast du gesucht
und anderen geschadet.
Wer jetzt in Gerechtigkeit badet,
den hast du oft schon verflucht.
Dein Leid, deine eigene Währung, ist, was ich will."
noé/2014
Gäbe es eine Sparte "Schicksal", ich hätte diese Ballade ihr zugeordnet ...