Wodurch sich Tod aufhalten lässt

Bild von Alf Glocker
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Durch Arbeit nicht,
durch Sammeln nicht,
nicht durch Geld und gute Worte –
nicht durch den Geist aus der Retorte,
nicht durch Liebe, nicht durch Hass,
nicht durch Lob und Tintenfass,
nicht durch Kriechen in den …
nicht durch Verehren irgendwen.
Nicht durch einen großen Gott,
nicht durch Hohn und nicht durch Spott,
nicht durch Hoffnung, nicht durch Klagen,
nicht mit Antworten und Fragen.
Auch nicht durch Küssen oder Kosen,
Alkohol in hohen Dosen,
nicht durch Bitten oder Betteln,
nicht von Hexen, Zaubern, Zetteln
an und Zetteln aus,
nicht durch Mühsal oder Graus,
nicht durch Fröhlichkeit genießen,
nicht durch Glauben oder Wissen,
nicht durch Blödsein oder klug,
weil er uns mit Ohnmacht schlug.
Lassen wir’s dabei bewenden,
daß wir kläglich einst verenden?
Ja, des Tods Naturgewalten
Sind nicht einfach aufzuhalten!

Das Universum ist sein Reich –
dort übt er munter den Vergleich,
zwischen hier und dort zu sterben,
vorher frech darum zu werben,
daß das Fleisch noch überlebt,
das man, voll Leidenschaft bestrebt,
noch an andere weitergab …
doch am Ende steht das Grab!

Und den Tod kann man betrachten …
er kommt gefährlich auf uns zu –
tausend Bilder kann man sehen,
nur von ihm, von dem Vergehen,
das sich darstellt als Theater.
Dies Gescheh‘n sei dir Berater,
wenn du in den Himmel blickst –
Träume in den Äther schickst,
die nur an Vergang’nem stranden,
denn jede Szene kam abhanden,
vor sehr sehr langer Zeit:
Masken sind’s, Gleichnisse im Totenkleid!
Denn was du siehst, das ist nicht mehr!
Das Treiben ist schon lange her –
bis es endlich dich erreicht
und als Lüge um dich schleicht,
sieht es längst ganz anders aus.
Doch, verbirg dich nicht im Haus,
du wirst dich nicht verstecken können –
denn nichts kann dich vom Tode trennen,
der um dich seine Zeilen webt …
solang noch irgendetwas lebt!
Dieses Trugbild aufzuhalten
erfordert göttliches Verhalten.
Nur wenn wir das Sein durchdringen
lässt sich der Schatten überspringen,
den der Tod aufs Leben legt …
womit er Zeit und Räume prägt!

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Kommentare

08. Okt 2018

Ein Text, der sich nicht VERSteckt –
Wodurch das Leben er erweckt!

LG Axel

08. Okt 2018

Volle Zustimmung.
Geboren werden um zu sterben ist ein
saublödes Konzept.
LG
ulli

09. Okt 2018

Vielen Dank liebe Freunde!

LG Alf

09. Okt 2018

Vielleicht ist der Tod auch völlig anders als wir denken. Vielleicht ist er nur schlimm für die Hinterbliebenen. Hoffe ich zumindest. Nichts desto Trotz ist dein Gedicht genial und ich werde es wohl noch mehrfach lesen.
lG
Anouk

09. Okt 2018

Oh! Vielen Dank liebe Anouk!

LG Alf

11. Okt 2018

Tolle Idee, humorvoll aufzuzählen, wovon sich Gevatter Tod nicht schrecken lässt - und dann philosophisch ernst zu werden, du Alleskönner Alf.
Ja. Unser Leben soll das Wasser nicht nur eines Dorfteiches zum Kräuseln bringen, dass nach unserem Leben die Ausbreitung der Wellen sich noch eine Weile fortpflanzt...
LG Uwe

11. Okt 2018

Huch - das war aber jetzt auch philosophisch!!

LG Alf

11. Okt 2018

totaliter aliter ? (Anouk)
glaub ich eher nicht
doch seien wir nicht kleinlich
wir wissen es einfach nicht
sicher ist nur
bisher kam
niemand retour
lG
ulli