Was zögerst du, o fremdes neues Jahr –
Als hätt ein Weib dich vaterlos geboren …
Weshalb kommst du mir so verloren
Vor …, ein heil'ger Narr, der nach dem Start
Sein Schicksal längst erblickt im Traum,
Vorherbestimmt durch Zeit und Raum:
Die dämmernde Gestalt des Todes in dem
Ewig neuen Spiel – steht er mit fassungslosen
Augen vor den Toren der versehrten Welt ...
O liebes Jahr, öffne die Wunderblüte „Unversehrt“,
Zum Himmel stieg sie nachts mit all den anderen …
In sich gekehrt, viel wen'ger unbeschwert und still,
Wobei kein Mensch die Farbe ihrer Blüte sah.
O öffne deine Wunderblume, fremdes neues Jahr,
Auf dass ihr Knospenlicht sich senkt auf Wälder,
Mauern, Städte, schneebedeckte Dächer – schon
Greift das müde Feuer der Gewohnheit um sich aus des
Teufels urbequemen Schlafgemächern; den grauen Schleier
Aus dem alten Jahr möcht ich zerreißen – er neidet mir die
Jungen, frischen Tage, möcht Pelz sein und auf keinen Fall,
Dass ich ein neues, bessres Leben wage. – Lasst uns
Den grauen Schleier schnell zerreißen, das neue Jahr
Nur einmal noch willkommen heißen – still, in unseren
Herzen, auf dass es seine Wunderblüte für uns öffne ...
Lass mich nur einen Blick in deine Wundertüte
Werfen, neues Jahr, und in die Glaskugel, darin
Der Schnee noch stiebt wie wild ... Was werd ich sehn,
Wenn der sich legt? Fische, die ihre Runden drehn
In winddurchtriebenen Gewässern? – Vom alten Jahr
Die Blüte, welk, in Eis und Schnee erstarrt, während
Das neue lächelt, harrt, so zart und tiefbeschämt
Ob seiner Macht, das Menschenhaar ein wenig heller
Noch zu bleichen? – O ungenutzte tote Zeit, o tote Liebe ...
Lass nebenher die Seelen reifen, dass sie den Blick auf
Ihre eigenen Sünden senken und weniger auf fremde
Lenken. – Und leg in dieser kostbaren und viel zu schnell
Verwirkten Gegenwart von Stund zu Stund das Kreuz
Des Friedens und der Liebe uns – in Herz und Mund.