Du, Wolf

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von Marie Mehrfeld

Du, Lupus, fremder Bruder, mir Augen gegen-über, struppig gesträubt Dein verlorener Blick, war ich im Traum Deine Schwester, Mutter, Dein Kind, zärtlich zerbissene

Schulterkuppen, Fell an Fell, Herz an Herz, im gleichen Takt, nachts im Schlaf, warst Du mir, bin ich Dir nah gewesen, bist Du immer noch, verzweifelt einsam,

ungestreichelt, wie ich, standst Du da abends im Zoo, Wildheit im Blick, in Dir gefangen, wie ich in mir, wollten wir Watte aus den Ohren uns reißen, fliegen, frei sein

für eine Nacht ohne Grenzen, rief ich, tauch in mich ein, Du, Wolf, in Deiner Sprache, und ich in meiner, in Dich, seelenverwandt, hob ich den Kopf, meinen, wie Du, zum Mond,

dem halb vollen, fühlte ich Wehmut, wie Du, und heulte, heulte, spätabends in die grauen Wolken, und fragte Dich, Horizonte vergessend, neben Dir

trabend, durch Wälder, finstere Weiten, wohin, warum? Deine Antwort, in der Sprache der Sehnsucht – wir sind, vergeblich, unterwegs auf der Suche nach Heimat

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