mein Denken an euch in der Nacht, es dröhnt,
wenn euer Schreien nach Gerechtigkeit,
nach Brot, nach Wasser, nach Liebe
meine Trommelfelle zertrümmern will
und sich alle lichten Gefühle des Lebens
in scharfe Stücke aus Eis zu verwandeln drohen,
hilf mir, Lieber, den Ballast der schwarzen Teile
meines Fühlens, meines fliehenden Lebens
in die ziehenden Wolken zu werfen,
erst dann werde ich letzte Bilder malen,
die ungeduldig hinter geschlossenen Lidern tanzen,
mit schwingenden Pinseln zur Morgenstunde,
beglückt ertrinkend in nicht enden wollenden
Schattierungen himmlischen Blaus,
der Farbe der Weite, der Klarheit, der Träume,
des Sehnens nach Ewigkeit, der Farbe der Farben
Gelobt sei das Blau, es faszinierte uns Menschen immer schon. Physikalisch betrachtet ist es nur eine Farbe aus Licht, das eine Wellenlänge zwischen 450 und 500 nm hat. Doch diese Farbe ist mehr, für Ferne steht sie genau so wie für Tiefe, unser Planet wird „der Blaue“ genannt, so leuchtet er, betrachtet aus großer Höhe. "Diese Farbe macht für das Auge eine sonderbare, fast unaussprechliche Wirkung. Wie wir einen angenehmen Gegenstand, der vor uns flieht gern verfolgen, so sehen wir das Blau gern an, nicht weil es auf uns dringt, sondern weil es uns nach sich zieht," so schwärmte schon Goethe in seiner Farbenlehre vom Blau, das wir der Nacht zuordnen wie dem Tag, der Tiefe den Himmels, der Sehnsucht, der Weite, der erhabenen Unendlichkeit, aber auch der Kühle, der Distanziertheit. Das Blau war Sinnbild der romantischen Suche nach Erfüllung, die blaue Blume galt es zu finden, "verloren ins weite Blau, blicke ich oft hinauf an den Äther und hinein ins heilige Meer, und mir ist, als öffnet ein verwandter Geist mir die Arme, als löste der Schmerz der Einsamkeit sich auf ins Leben der Gottheit," so der Romantiker Hölderlin über diese Farbe, die auch die Verbindung zwischen Mensch und Natur symbolisiert wie allgemein die Sehnsucht des Menschen nach dem Unerreichbaren. Auch in der Kunst des 20. Jahrhunderts spielt sie eine Hauptrolle. Wir kennen und lieben die expressionistischen Maler des Künstlerbundes, die Anfang des 20. Jahrhunderts unter dem Motto „Blauer Reiter“ zueinander fanden und Wegbereiter der modernen Kunst waren. Auch Picasso hatte eine „blaue Periode“. In einem seiner Gedichte im Jahr 1930 schreibt er: " … sie ist das Beste, was es in der Welt gibt. Sie ist die Farbe aller Farben." Kandinsky dazu: "Blau ist die typisch himmlische Farbe. Sehr tief gehend entwickelt Blau das Element der Ruhe." Und ich habe oft staunend vor Yves Kleins blau-monochromen Bildern gestanden und mich über ihre magische Anziehungskraft gewundert. Selbst auf unseren Bildschirmen freuen wir uns über das Blau, es bleibt bei der Wiedergabe unverfremdet zurückhaltend und beruhigt unsere Sinne.