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von Marie Mehrfeld

Salzig helle Tränentropfen rinnen
schimmernd immer schneller,
schwemmen meine Schwermut fort.
Tage werden früher heller.
Kreiselnd summend lächelst du,
sagst zu mir ein fremdes Wort
und stimmst fröhlich mich im Nu.
Wandelst alles dumpfe Denken
um in buntes Frühlingslachen.
Schickst das kalte Winterbangen
fort in einem Zaubernachen
an geheimen Wissens Ort.
Tanzt mir deine alten Weisen,
wendest dich beim Drehen keck.
Und du zauberst rasend kreisend
allen schweren Trübsinn weg.
Weiser Derwisch, das bist du.
Dreh dich weiter, schneller, mehr,
bis die Freude füllt das Herz,
bis der Kopf ist wieder leer
und vergangen alter Schmerz.
Bald holst du aus dunklem Keller
deine spitzen Wanderschuh’.
Gehst für lange Zeit auf Reisen.
Tanzt an andren Orten weiter.
Derwisch, bitte komm zurück,
mach mich kreiselnd wieder heiter,
auf dass frisches junges Hoffen
bring erneut mir Mut und Glück.

Der ekstatische Trancetanz der Derwische gilt als eine körperliche Methode, in religiöse Ekstase zu verfallen und mit Gott in Kontakt zu treten. Viele Derwische legen ein Armutsgelübde ab und leben in zurückgezogener Askese. Einige gehen einem Beruf nach, andere sind Bettler. Die Bezeichnung Derwisch kommt von dem persischen Wort „darwīsch“. Derwische verzichten auf materiellen Besitz als Zeichen dafür, dass derjenige, der sich auf dem Weg des Sufismus befindet, seine eigene „Armut gegenüber Gottes Reichtum“ erkennt. Sie drehen sich im Wirbeltanz, in der Mitte ruhig. Das innere Sein ist der Drehpunkt und der Körper wird zu einem kreisenden Rad. Musik und Tanz vereinen sich im kreisenden Rhythmus, verbinden sich mit dem Pulsschlag des Herzens, führen den Tanzenden zur Glückseligkeit, zum Einssein mit sich selbst und mit Gott.

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