Der Wind weiß heute wirklich nicht, wohin er will,
auch du streifst ziellos durch die dunkelblaue Nacht;
die letzte Kneipe hat inzwischen dichtgemacht
und hinter allen Fenstern steht das Leben still.
Sie hat soeben mit dir 'Schluss gemacht', gelacht,
im Treppenhaus, als du gegangen warst - verwirrt
bist du in engen, finstren Gassen rumgeirrt
und hast an euren letzten heißen Kuss gedacht
und willst nicht glauben, was dir widerfahren ist.
Dir ist zumut', als habe dich ein böser Spuk genarrt,
in deiner rechten Jackentasche liegt – für sie verwahrt:
ein Silberring, weil du dir ihrer Liebe sicher warst und bist
am Ende nun, fühlst kraftlos, ausgestoßen dich und leer;
was mag ihr zwischen gestern Morgen und heut'
Abend wohl Besonderes zugestoßen sein?
Ein andrer Mann? - und plötzlich spürst du
eine Riesenwut auf diesen Kerl, mit dem sie jetzt zu zwein;
dein Herz erbebt, dein sonst so federleichter Gang
wird augenblicklich schleppend und so schwer wie Blei.
Du stehst vor ihrem Haus und schaust gebannt empor,
dort, hinter ihren Fenstern, leuchtet es noch hell -
und in Gedanken schreibst du ein ergreifendes Gedicht
für sie – bis du zwei Schatten siehst vor ihrem Bettgestell.
Ein Trauerflor erwürgt dein wundes Herz, als dir ein Licht
aufgeht: 'Sie liebt mich nicht!'