Seiten
8
Mit jedem Blitz zuckt Angst durch meine Glieder,
möcht nur noch eins, der Gruselwelt entrinnen.
Ich kann dem Ganzen hier nichts abgewinnen,
mir schaudert´s und ich schließe meine Lider.
Spür deinen Atem plötzlich, deine Hände,
auf meiner Haut, als wärst du nie gegangen
und Hitze taucht in zartes Rot die Wangen.
Fast so, als ob ich mich bei dir befände.
Und Stimmen flüstern Glück aus fernen Tagen,
ich bin ganz still, um sie nicht fortzujagen.
Bin ihren Klängen ganz und gar erlegen.
Jetzt spür ich auch Erkenntnis in mir reifen
und zögerlich beginn ich zu begreifen,
auf Sonnenschein erfolgt wohl immer Regen.
9
Auf Sonnenschein erfolgt wohl immer Regen,
gleichwohl, wie sich die Jahreszeiten wenden
und alle Sommer stets im Winter enden.
In diesem Kampfe sind wir unterlegen.
Die Angst ist im Verstehen eingebunden.
Fühl sie mit jedem Atemzug entweichen,
werd Mutter Hoffnung beide Hände reichen.
Und merk´, der Regen kühlt bereits die Wunden.
Ob irgendwo schon neue Quellen fließen
und aus der Asche grüne Triebe sprießen?
Wer weiß, vielleicht birgt dieser Wechsel Segen.
Soll doch der Himmel dieses Füllhorn leeren,
er wird uns dadurch neue Sicht bescheren,
auf welchen Pfaden wir uns auch bewegen.
10
Auf welchen Pfaden wir uns auch bewegen,
egal wie stürmisch auch die Winde wehen.
Ich glaube fest, dass wir uns wiedersehen,
ist deine Welt auch noch so abgelegen.
Seh wie sich erste Schimmer Wege bahnen.
Die Wolken bilden eine Silhouette,
mir ist, als ob sie gold´ne Flügel hätte.
Bald ist´s vorbei, man kann es schon erahnen.
Was mich noch niederdrückt, ist dieses Wissen,
um diesen ew´gen Schmerz, um das Vermissen
und ich gerate, wie so oft, ins Schwanken.
Ich weiß, dass ich von dir gehalten werde,
wo immer ich auch steh auf dieser Erde.
Auf festem Boden, oder losen Planken.
11
Auf festem Boden oder losen Planken,
auf großen Brücken oder schmalen Stegen,
ich komme dir mit jedem Schritt entgegen.
Das hilft mir wieder neue Kraft zu tanken.
So wie die Sonne kämpft, um zu bestehen,
ich werde mich nicht unterkriegen lassen
und werde neben Freud, den Schmerz belassen.
Die große Kriegerin, kann sie schon sehen.
Behutsam nähert sie sich ihrem Ziele,
bin ganz vertieft in ihre Himmelsspiele,
und finde fasziniert daran Gefallen.
Seh wie die Wolken auseinandertreiben,
bis nur noch endlos blaue Weiten bleiben.
Mag sein, dass schon die ersten Blätter fallen.
12
Mag sein, dass schon die ersten Blätter fallen.
Auch wenn ich dich, mein Liebstes, hab verloren,
fühl mich erquickt und wieder neu geboren
und spüre wie sich neue Kräfte ballen.
Ganz tief in mir, vernehme ich dein Lachen.
Es ist, als würde es den Schmerz bezwingen
und pure Lebensfreude mit sich bringen.
Um mich herum scheint alles zu erwachen.
Ein Regenbogen bildet das Finale,
auf Blättern glänzen Tropfen wie Opale.
Ein Glitzermeer aus tausenden Kristallen.
Zeigt dieser Tag auch wechselhafte Seiten,
geprägt von guten und auch schlechten Zeiten,
für mich ist es der schönste Tag von allen.
13
Für mich ist es der schönste Tag von allen,
dir wollt ich flieh´n, doch kann ich nicht verhehlen,
wo ich auch bin, du wirst mir immer fehlen.
Die Sehnsucht kommt und geht in Intervallen.
Die Vögel auf den Ästen werden munter.
Sie pfeifen, zwitschern und sie tirilieren,
als ob sie mit der Sonne kokettieren.
Mehr als zuvor wirkt diese Welt mir bunter.
Die Seele badet in den Farbpalletten,
hat sich gelöst von schweren Eisenketten.
Nur diesem Tag hat sie es zu verdanken.
Ein Adler kreist, wo Sonnenstrahlen blinken,
in diesem Anblick möchte ich versinken.
So frei, so schwerelos, ganz ohne Schranken.
14
So frei, so schwerelos, ganz ohne Schranken,
werd ich der Trauer in mir Zeit gewähren,
mit ihren Tränen neues Glück zu nähren.
Und frisches Grün wird sich um´s Gestern ranken.
Ich denk an dich und muss dabei nicht weinen.
Beendet sind die Nöte, Herzensqualen,
muss keinen hohen Preis dafür bezahlen.
Der Tag ist schön, ich bin mit mir im Reinen.
Am Himmel kann ich deinen Namen lesen.
Die Sonne strahlt, als wäre nichts gewesen,
als wolle sie die Welt mit Glanz umsäumen.
Setz fort die Reise, gehe langsam weiter.
Das Du, das Wir in mir, es stimmt mich heiter.
Die Luft so weich, ich wand´re unter Bäumen.
15 Meistersonett
Die Luft so weich, ich wand´re unter Bäumen,
genieß den Tag auf meine eig´ne Weise.
Der Alltagslärm verweht und wird ganz leise,
die Welt um mich herum lädt ein zu träumen.
Ein Wind kommt auf und Regen rauscht hernieder,
bedrohlich kriechen Nebel aus den Zweigen.
Verschwunden ist der Klang der Himmelsgeigen,
mit jedem Blitz zuckt Angst durch meine Glieder.
Auf Sonnenschein erfolgt wohl immer Regen,
auf welchen Pfaden wir uns auch bewegen.
Auf festem Boden, oder losen Planken.
Mag sein, dass schon die ersten Blätter fallen,
für mich ist es der schönste Tag von allen.
So frei, so schwerelos, ganz ohne Schranken.
Ein Sonett besteht aus zwei Quartetten und zwei Terzetten. Es ist einer relativ starren äußerlichen Form unterworfen und gehört so zu den klangvollsten Formen in der Lyrik. Verwendet werden pro Zeile, 10 oder 11 Silben, mit männlicher oder weiblicher Kadenz. Für die Quartette benutzt man meistens einen umschließenden Reim, also ABBA, CDDC, für die zwei Terzette greift man auf die Reimfolge EEF, GGF zurück. Hierbei kann man aber auch variieren. Wichtig ist, dass die Quartette gleich sind, und auch die Terzette. Das erste Quartett bildet eine These, das zweite eine Antithese. Die zwei Terzette zeigen schlussendlich die Synthese auf. Der Sonettenkranz besteht aus 14 Sonetten, die ineinander verwoben sind. Das Folgesonett beginnt jeweils mit der letzten Zeile des vorangestellten Sonetts, bis sich der Kreis schließt.
Den Abschluss bildet das 15. Sonett, das Meistersonett. Es besteht aus allen 14 Endzeilen, genau in der Reihenfolge des Kranzes.
Ich habe durchgängig mit 11 Silben und weiblichen Kadenzen gearbeitet. These, Antithese und Synthese ziehen sich durch das gesamte Werk und nicht durch das einzelne Sonett.