Hat kein’ Anfang, kein’ End – Mias Klagen (Slam)

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von Marie Mehrfeld

Ach Frau-o-Frau, sag ich klagend zu mir, ich armes Tier, was fühl’ ich mich grade so mies, so mau, der Bauch tut weh, die Zehen drücken und da ist auch noch so’n Stechen im Rücken,
Schwiegerma sagt, sie kann besser kochen, Nachbars Sabinchen kam angekrochen, ihr Mann hat sie wieder blamiert bis auf Knochen, das ist ganz fatal und mir ist’s nicht egal, doch geht es mir selbst heute gar nicht gut, und mir fehlt auch der Mut, mich mal mitzuteilen, wem denn auch, die sind alle am Eilen, zwar erzählen sie mir oft ihren eigenen Schrott, doch hör’n sie mir nie zu, das schwör’ ich, bei Gott, grad’ eben fiel mir der Erno ein, ich rief ihn an, wollt ihm mein Leid klagen, prompt hör ich ihn sagen:

Ach Mia, dein Anruf kommt grade recht, mir geht’s so sauschlecht, ich armes Schwein, meine Frau hat mich Weihnachten sitzen gelassen, hat mich samt Sohn für immer verlassen, zudem habe ich Streit mit meiner Mama, die immer noch raucht, war zum Fest wieder da, doch dieses Mal lief halt alles schief, und außerdem hab ich den Fuß verstaucht und der Arzt hat gesagt, mein Hals sei schief …

bis dahin, so ist’s bei mir eben, hatt’ ich selbst kein’ Ton von mir gegeben, doch plötzlich war für mich alles ganz leicht, ich schrie ihn an, hab mein Limit erreicht, hör auf zu schwallern, mit Worten zu ballern, du blöde Nummer, heut geht’s mal um meinen Kummer, bist du bereit, mir mal zuzuhören, kannst du mir’s schwören?

Schon gut, sagt Erno, nur Mut, erzähl’, wir sind gut bekannt, ich bin schon gespannt ...

Was fühl’ ich mich grade so mies und so mau, der Bauch tut weh, die Zehen drücken und da ist auch noch so’n Stechen im Rücken, Schwiegerma sagt, sie kann besser kochen, Nachbars Sabinchen kam angekrochen …

doch der Erno, statt mich nun zu trösten, fängt an, wie verrückt rumzurösten, erzählt mir von sei’m neuen Wagen, er steht bei ihm draußen vor der Tür, und was soll ich euch sagen, es ist so ʼne Riesenkiste, so’n SUV, frag ich, brauchst du den für dein’ Lehrerberuf? Was für’n Gehabe, so’n Spritverbrauch, so ʼne Riesenangabe …

drauf schmeißt Erno den Hörer auf, schreit, hör mit deinem Gelabere auf, du brauchst mich nicht mehr zu kontaktieren, hast nichts im Sinn, als mich zu blamieren, kannst selbst nicht zuhören, das kann ich beschwören, willst immer nur deinen Mist loswerden und bist der größte Egoist auf Erden, und neidisch bist du noch dazu, lass mir zukünftig bloß meine Ruh …

Jetzt bin ich so platt und ich hab’ es so satt. Es ist eine nicht enden wollende Geschichte, die ich euch grade eben berichte. Hat kein’ Anfang, kein’ End, doch bin ich mir sicher, dass ein Jeder sie kennt ...

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