In Stein gemeißelt
Ins Wasser geschrieben
In Rinde geritzt
In Büchern geblieben
Auf Zettel gekritzelt
In Briefen verfasst
Auf Papier gedruckt
Gedanken als Gast
So flüchtig das Wort
Und mächtig der Geist
Die kunstvolle Schrift
Uns Dauer verheißt
2016 - Anm.: es gab und gibt durchaus Völker wie einst die Kelten, oder heute die Aborigines in Australien, die ihre Tradition ganz bewusst nur mündlich weitergeben - und sie dadurch schützen und lebendig halten. Die sog. alten Hochkulturen von Sumer, Ägypten, Indien bis China haben vor 5-6000 Jahren die Schrift entwickelt, wodurch Verträge, Verwaltung und Besitzstände festgehalten, Verfälschungen in der Tradition vermieden werden konnten und eine quasi ewige Bewahrung des Vergangenen möglich wurde. Die Kunst des Schreibens war hoch angesehen, die wenigen Schriftkundigen gehörten zur führenden Schicht des Volkes. In frühester Zeit wurde das Geschriebene auf Tontafeln festgehalten (Mesopotamien) oder in Rinderknochen geritzt (China). Zieht man die Linien noch weiter, sind es Höhlenfelsen, auf die die frühe Menschheit ihre Symbole und Bilder malte
Kommentare
Dies Gedicht bringt mich zum Nachdenken!
Gibt es nicht heute eine Inflation und dadurch Entwertung gerade auch des geschriebenen Wortes? Sodass die verheißene Dauer oft fraglich ist und obige Collage einen Grabstein zeigen könnte.
Bücher waren früher eine Kostbarkeit. Heute verramschen die Verlage sie nach kurzer Zeit, wenn sie sich nicht rasch genug verkaufen.
Ist ein geschriebenes Wort wirksamer und gültiger als ein gesprochenes?
Und wirkt es auch, wenn es nicht gelesen wird?
Mit diesen ebenfalls geschriebenen Worten grüßt herzlich
Jolanthe
Die Menschheit hat in ihrem Lebensjahr seit vielleicht 8 Stunden die Schrift. Solange die Menschen beieinander waren und sind, kann das Meiste problemlos mündlich kommuniziert und tradiert werden. Interessanterweise sind die ersten Tontafeln, die wir aus Mesopotamien haben, Lieferscheine und Abrechnungen, keine Mythen oder Sagen. Man brauchte die Schrift, weil komplexere Verwaltungsstrukturen und größere Handelsmöglichkeiten eine Buchführung erforderten und kein Mensch sich das alles mehr merken konnte oder wollte. Wir Poeten, Briefeschreiber und Büchermacher sind sozusagen die späten Profiteure. Die schöne alte Schreibmaschine auf dem Fels erinnert symbolreich, auch ein wenig wehmütig an alte Zeiten, obwohl wir heute mit dem PC ja sehr gut fahren. Herzlichen Dank für alle Gedanken! Jürgen Wagner
Sehr herzlichen Dank für diese weiterführenden Informationen!
Jolanthe