Wie dich selbst

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von Marie Mehrfeld

Als ich ein Kind war, hörte ich sagen, denk’ nie zuerst an dich selbst,
nicht so viel fragen, dein Nächster hat Vorrang, das sagt ein Gebot,
glaube es mir, nimm dich nicht wichtig, das rate ich dir, nur so ist’s richtig.

Als ich älter wurde und schlauer, studierte ich das Gebot genauer,
auch den zweiten Teil. Und ich las, wie dich selbst sollst du ihn ehren,
den Nächsten, und lieben. Wie wahr. Und bald war mir klar, der zweite
Teil des Gebots ist wichtig, so ließ ich mich gerne belehren.
Wie dich selbst ist genauso richtig. Und grundsätzlich christlich.

Ich lernte, mich anzunehmen, mich selber zu respektieren,
meine Stärken zu mögen, gegen Sinnloses aufzubegehren,
Schwächen zu akzeptieren, Dinge beim Namen zu nennen.
Wurde mir meiner selbst bewusst. Lernte mich kennen.
Vergaß, mich zu oft zu schämen. Ersetzte Zweifel durch Lebenslust.
Begann mich zu mögen, genau wie ich bin. Und erkannte, nur so kann ich leben.
Nur so hat mein Dasein Sinn. Nur so bin ich fähig, zu geben.

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