Ich fragte nicht!

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von Ella Sander

Als ich ging, war ich noch jung,
Freute mich auf reichen Segen;
Voller Tatendrang und Kraft,
Strebt' ich diesem Ziel entgegen.

Fragte nicht, was geb' ich auf,
Für die bunt gemalten Träume;
Wollte nur nach vorne schauen,
Ließ zurück der Heimat Bäume.

Fragte nicht nach meiner Sprache,
Hat sie denn auch einen Wert?
Wollte nur nach vorne schauen,
Und vergaß die Mundart schnell.

Fragte nicht nach meinem Glauben,
Dachte, den nehm' ich doch mit;
Wollte nur nach vorne schauen,
Ließ die Kirchenburg zurück.

Fragte nicht nach alten Liedern,
Nein, die störten nur den Blick;
Wollte nur nach vorne schauen,
Ließ die Gräber auch zurück.

Ordentlich, mit stetem Fleiß,
Schaffte ich ein neues Leben.
Bunte Träume wurden wahr.
Ist das nun der reiche Segen?

* * * * * * * * * * * * * * * * * * *

Die Zeit ließ mich reifen
Und nun wird mir klar,
Ich zahle den Preis,
Für der Träume Wahn.

Die Heimat
habe ich aufgegeben
Und mit ihr zugleich,
Einen reichen Segen.

Ein sehr hoher Preis
Für scheinbares Glück;
So sehr ich bedaure,
Kein Weg führt zurück.

Einst wird man sagen,
Sie wanderten aus
Und ließen zurück
Ihr Brauchtum, ihr Haus.

Im Buch der Geschichte
Kann man es lesen:
Sie sind nicht mehr,
Sie sind - Gewesen!

16.Februar, 2018
Es handelt vom Auswandern der Siebenbürger-Sachsen aus ihrer alten Heimat Transsilvanien, in die alte/neue Heimat Deutschland. Als ich damals, als sechzehnjährige, 1985, auswanderte, freute ich mich Ceaușescus Diktatur und Unterdrückung zu entkommen. Der Preis, den wir dafür bezahlen, ist hoch. Die Siebenbürger-Sachsen sind bald Geschichte.

Gedichtform: