Über das Lügen

Bild für die Seite von Marie Mehrfeld
von Marie Mehrfeld

Hohes Fieber hast du, Tante Emma ruft an
und fragt, wie’s dir geht. Prompt lügst du sie an,
sagst heuchelnd, ganz toll, ich bin ja so munter.
Diese Lüge schluckt Tantchen dann auch brav runter.
So hält sie sich Gott sei Dank von dir fern.
Und du atmest auf, denn du siehst sie nicht gern.

Das hast du dir nett zurechtgebogen.
Wenn du sagst, du lügst nicht, dann ist das gelogen.
Die halben Wahrheiten, sie sind auch Lügen,
mit denen wir uns gerne selber betrügen.

Kann mich dein Flunkern noch überraschen?
Lügen wir uns nicht in eigene Taschen?
Ist Lüge Tugend, wenn sie uns nützt?
Und gar die Lösung, wenn sie uns schützt?
Mit großen Lügen Respekt verlieren?
Die kleinen hingegen froh akzeptieren?
Ist Wahrheit verschweigen denn nicht auch Lügen?
Bringt uns das Schwindeln nicht häufig Vergnügen?
Täusch’ ich nicht dauernd in Wort und Schrift,
denn lügenlos leben kann man nicht?

Gute Politiker braucht unser Land,
solche mit Herz und auch mit Verstand.
Würden wir sie denn wieder wählen,
wenn sie uns stets die Wahrheit erzählen?

Doch es ist schlecht um uns alle bestellt,
denn geflüsterte Lügen vergiften die Welt.
Nachrichten werden mit Fake-News vermischt
und uns als Tatsachen aufgetischt.

Vielleicht sollten wir wieder von vorne beginnen
und uns auf den Wert der Wahrheit besinnen ...

Gedichtform: 
Thema / Schlagwort: 
Noch mehr von der Persönlichkeit → Marie Mehrfeld