Was ist das bloß, ein "Vaterland"?
Ich konnt es mir nicht deuten.
"Es ist doch deines Vaters Land",
hört ich´s sagen von den Leuten.
Ich kenne nicht des Vaters Land,
ich hab es nie betreten.
Wir lebten in dem neuen Land,
wo neue Winde wehten.
Es wurde meiner Kindheit Land,
in der es mich beglückte.
Danach ich nicht den Anschluss fand,
der Bleib-Versuch missglückte.
Mich zog es in ein andres Land,
und musst dies nie bereuen.
Ist dieses jetzt mein Heimatland?
Wenn ja, ich würd mich freuen.
Der Sohn zog auch in fremdes Land,
ganz in des Vaters Weise.
Ist dieses jetzt sein Heimatland?,
frag ich mich oft, ganz leise.
***
Ich habe es für mich erkannt:
Wo er mit seinen Kindern lebte,
mit ihnen an der Zukunft webte,
ist eines Vaters Heimatland.
© Willi Grigor, 2015
Aus dem Leben
Kommentare
Ein wunderschönes Gedicht, lieber Willi.
Ich glaube, dass jeder in dieser Hinsich ein eigenes Empfinden hat. Ich bezeichne gar nichts als Vater- oder Mutterland. Ich habe meine Stadt und meinen Fluss - für immer Sehnsuchtsorte.
LG, Susanna
Liebe Susanna,
nein, es ist keine Pflicht einen bestimmten Platz als seine "Heimat" zu benennen.
Fühlt man sich wohl wo man lebt, ist man Zuhause.
Ich habe mehrere Orte, denen ich diese Bezeichnung geben könnte.
Freundliche Grüße aus einem der Orte
und herzlichen Dank für Deine Worte.
Willi