Gedichtzyklus "Liebe"

Bild von Walter Zeis
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Öffnung

Am Anfang deine Arme Schranken,
deine Beine Bug in der Woge
meines Blickes.
Und dann legst du
die Arme auf die Lehnen
des Sessels.
Mein Schauen fällt
wie Regen auf deine Hände,
den Hals, den Mund,
bildet Tropfen an Wimpern:
warme Tropfen, Wiesentropfen.

Hingabe

Ein Baum
verzweig ich mich in dir,
mein Licht, mein Regen.
Ich trage Blätter, Früchte.
Ernte sie!
Entblättern herbstlich
will ich mich und ruhen
still in dir,
bis neue Kraft
aus meinen Wurzeln steigt
und deine Sonne
neue Knospen weckt
aus meinen Zweigen.

Endlich

Wir reden miteinander
und die Sehnsucht,
deine Hände zu spüren,
glüht unter jedem Wort.

Ich stell mir vor, du gehst.
Ich frage mich, was geschähe,
wenn du bliebest.
Angst erfüllt mich,
dass nach dem Brennen
dieser Stunden
Dunkel ist und Kälte,
dass meine Worte
träge tropfen,
dass unter ihnen
nichts mehr glüht
und alles nichtig ist.
Unsere Liebe hat den Rhythmus
eines Sonnenstrahlenbündels.
Durch das Brennglas kurzer Stunden
glüht es sich in seltene Tage.

Fragen

Raum
greifst du in mir
wie ein Baum.
Wie mit Schwingen
des Windvogels
streifen meine Gedanken
dein Bild in mir.
In der Trauer
um deine Ferne
lösen sich Blätter
und taumeln
beschwert
zu Boden.
Mein Blick fällt
auf Fragen
aus welken Blättern
über verborgenen Wurzeln.

Einsam

Der Asphalt wirft mir
über den Novemberregenfilm
dein Bild in meinen Abgrund,
wo die Verzweiflung
vergeblich
auf einen weichen Stups
der warmen Kuppe
deines Zeigefingers wartet.

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