Heute Morgen traf ich Dich
auf der Grenze zwischen Traum und Tag,
zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit.
Aber da war auch eine Grenze zwischen uns,
ein breiter Streifen Niemandsland.
Ich wollte Dich so vieles fragen …
was Du fühltest – damals,
als Du mich unter dem Herzen trugst.
Zu einer Zeit, in der die Welt in Trümmern lag,
in der es nicht genug zu essen gab,
und nicht genug Liebe.
Ja, ich weiß, Du wolltest Dir eine Existenz aufbauen.
Kleider entwerfen für die jungen Damen,
Hüte mit Federschmuck und Bändchen.
Doch da drängte ich mich in Dein Leben,
ungebeten, unerwünscht,
und letztendlich auch ungeliebt.
Bei der Geburt riss mit der Nabelschnur
unsere letzte Verbindung.
Trotzdem versuchtest Du mir eine Mutter zu sein.
Doch ich war ein ungeduldiges Kind,
und wir fanden nie den Weg zueinander.
Heute Morgen in diesem Traum
wollte ich zu Dir laufen und Dich umarmen.
Doch dabei betrat ich – immer noch ungeduldig –
diesen Streifen Niemandsland.
Wortlos drehtest Du Dich um und verschwandst im Nebel.
So wie damals, als ich noch ein kleines Mädchen war.
Kommentare
In dem Fall schön statt schon gesehn -
Wie Welten sich aus Nebeln drehn ...
LG Axel
Ein wunderschönes Gedicht. Und eine sogenannte Gänsehaut, die mir über den Rücken lief. Erinnerung, Identfikation, Sehnsucht, Romantik... Darin ist alles enthalten. Danke!
LG Monika
Eine intensive Begegnung mit Deiner Vergangenheit,
die in mir Erinnerungen weckt und mich berührt ...
LG Marie
Dankeschön, auch dafür, dass Du mich hierher geführt hast. Für mich ist es wichtig, mich auch mit meinen älteren Arbeiten auseinanderzusetzen. Denn oft handelt es sich, wie hier, um Lebensthemen.
Herzliche Grüße, Susanna