Lasst mich die Träume der Vergangenheit leben.
Sie waren so wirklich wie eine Illusion –
meine Wünsche blieben am Fliegenleim kleben.
Ich war und ich bin in einem Puppenkokon.
Wieder und wieder seh‘ ich mich im Sein vertieft,
als wär‘ ich es selbst, der es heiter bestimmt …
Für mich bin ich real, versiegelt, verbrieft –
aber zuletzt dann doch nur wie man es nimmt.
Meiner Spur will ich folgen, ich hab sie begonnen.
Sie lastet teils schwer auf meinem Gemüt –
und andererseits fühl‘ ich unter tausenden Sonnen,
was mit mir und mit uns, verborgen, geschieht.
Vergesst bitte nicht: Wir sind alle verloren –
verstrickt und verwoben, in einem Ekel-Gespinst,
wo du, sobald du, ganz hilflos, geboren,
den Eindruck von Seligkeit sorgsam gewinnst.
Klagen wir nicht über den Schwachsinn der Leute,
die, geistig wirr, in einer Art Überraum dösen –
sie glauben ans Jetzt, ans Hier und ans Heute,
und dabei verpassen sie, sich vom Übel zu lösen!
Kommentare
Hallo lieber Alf, ich finde dein Gedicht grandios! Wie sehr kann ich mich da hineinfühlen, bei jeder Zeile erschrecke ich mich beinahe und denke : Das sind exakt meine Beobachtungen und Empfindungen - nur habe ich mir das nie so deutlich, so bewusst gemacht.
Und selbst wenn, ich hätte es nicht so gut ausdrücken können wie du.
Danke für dieses Gedicht, möge es viele viele Leser finden.
Liebe Grüße,
Anouk
Oh, ich bedanke mich herzlich! Es freut mich, daß wir da Gemeinsamkeiten im Denken und Fühlen haben...
LG Alf
Gern lockt sie, die begrenzte Sicht:
Freilich nicht hier - im Gedicht!
LG Axel
Eine begrenzte Sicht zu haben
ist die humanste von allen Gaben...
LG Alf