Ich bin nicht freiwillig hier.
Lieber hätte ich ein Leben gehabt wie Ihr.
Aber so sollte es nicht sein.
Ich habe die Anzeichen nicht gesehen.
Schreckliche Dinge sind geschehen.
Und das durfte nicht sein.
Der Tsunami kam fast plötzlich,
in höchstem Maße ungesetzlich.
Die Wurzeln entrissen, Verbindungen zerrissen,
unnützes altes Wissen zerschlissen.
Es schnürt die Brust mir zu und presst alles raus.
Keine Luft mehr. Wo ist mein Haus?
Grausame Gewissheit:
nie wieder ein Leben, wie’s vorher war, das ist wahr.
Egal! Schwimm nach oben,
rette, was zu retten wert ist, auf mein Floß hochgezogen.
Vorbeischwimmende Trümmer und schwarze Roben.
Nicht schauen, nur blankes Überleben und Sich-in-die-Katastrophe-ergeben.
Schwimmen, Festhalten, Jonglieren, auf den Wellen Tanzen zum Überleben.
Die Katastrohe wollt Ihr Euch nicht geben.
Nur den Tanz sehen aber nicht verstehen.
Ich kann’s verstehen.
Katapultiert aus Eurer Dimension.
Entschieden habe ich mich für diese Version.
Wohl der steinigste und anstrengendste Weg, aber die einzige Option.
Lieber so, als dem Alten hinterherlaufen,
am Boden kleben und Seelen verkaufen.
Die Trümmer seziert und sortiert,
das Beste erhalten und neu gestalten.
Wie wir es brauchen, kommt das Leben.
Einiges gelernt, bewertet, vergeben.
Das Leben eben.
Ich bin nicht freiwillig hier.
Und ich habe ein anderes Leben als Ihr.
Genau so sollte es sein.
Den Weg dahin hätte ich anders haben können.
Ohne Trümmer und Wunden, viel leichter gefunden.
Habe mir aber selbst nicht getraut und den Tsunami gebaut.
So ist das eben.
Das ist mein Leben.
09.07.2019
Kommentare
Klasse !
HG Olaf
Mein Smiley hätte ein Lächeln bis zu den Ohren und rote Wangen...
Vielen Dank!
Jaaa, kämpfe!
Meine Sympathie dazu hast du.
LG Uwe
Jaaa, immer wieder... und weitergehen. Es bleibt uns eh nichts Anderes übrig.