Mein Rabe

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von Heide Nöchel (noé)

Als Einzelkämpferin geboren,
ins Abseits von kleinauf gestellt,
wirkte ich irgendwie verloren
und fehl am Platz in dieser Welt.

Denn diese Welt der Überflieger,
die konnte ich nur schwer verstehn;
still grübelte ich da doch lieber,
beobachtend war viel zu sehn.

So lebte ich mein eignes Leben
für mich, in meiner Zellmembran,
war zugewandt, bereit zu geben,
und kam doch nie bei jemand an.

Für sie war ich wohl zu „exotisch“,
zu lästig, vielleicht unbequem,
möglich, es schien ihnen idiotisch,
ein wenig auf mich einzugehn.

Ich war ein Selbstbedienungsladen,
oft ausgeraubt. Tür zugemacht.
Ich hab gelernt. Zu meinen Gaben
gehörte stets Gedankenkraft.

Die andern sind für mich die Trauben,
sind mir zu hoch, zu säuerlich;
ich will ihnen jetzt nichts mehr glauben.

Mein Rabe – dem vertraue ich.

© noé/2017

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