Meines Vaters Stimme schmolz
das sibirische Eis der Nachkriegswinter;
sie war süßer als Doktor Smedjasows,
der die Gefangenen quälte.
Nie hörte ich meinen Vater Nazi-Lieder singen,
nie die 'Internationale', nie Partisanensongs -
letztere hätte ich ihm verziehen.
Meines Vaters Hände haben sich nie
zum Hitlergruß erhoben.
SS-Männer schlugen ihm
die Nase kaputt, als er
einer Jüdin beistehen wollte.
Wenn ich mit meinem Vater durch
die Straßen unserer kleinen Stadt ging,
grüßte er lächelnd die Gastarbeiter,
und sie freuten sich, ihn zu sehen
und nannten ihn beim Vornamen: Fritz.
Wenn ich meinen Vater fragte, ob er
im Krieg jemanden erschossen habe,
sagte er: Nein. - Und ich glaubte ihm.
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