Ein Seepferd liebt' eine Auster,
im kühlen und weichen Grund;
sein Hoffen, Trachten und Schmachten,
galt 'nem Kuss von ihrem Mund.
Die Auster war hübsch, doch spröde,
und lebte stets allein zu Haus.
Das Seepferd fand solches öde.
Die Auster wollte nicht 'raus.
Es kam der große Wendetag.
Sie öffnete ihr Schalenpaar,
um einmal im Meeresspiegel
zu prüfen - wie schön ihr Antlitz war.
Sofort war auch das Seepferd da,
steckte seinen Kopf hinein,
in Gedanken an all' die Küsse,
es sich darf bei ihr erfreu'n.
Das Pferdchen hatte es eilig
und sich dabei total blamiert !
Die Auster schloss ihre Schalen.
Der Lover war guillotiniert.
Willst auch du die Mörderin seh'n,
musst du in die Kapitale zieh'n.
Vor ihr kannst du dich niederknien.
Es ist die Auster von Berlin.
Unverhofft kommt oft.