O starres Sonnenrad …
Die Glut deines heißblütigen Augs
staut sich zwischen den Speichen und
senkt sich über Städte und Wälder.
O Bäume, stolze Recken, die ihr wandelt
im Tal des Todes: Der heiße Kuss der Sonne
bedeutet Abschied für immer.
Ans Licht kommt, was ewig im Dunkel
geblieben wäre, um zu verglühen, ohne
jemals geliebt worden zu sein.
… um zu verglühen – wie Liebe
in Zeiten der Cholera, wie mein Herz auf dem
Weißblech der alten Mole am Heimathafen.
O Flammensäule, o brennender Dornbusch:
Nach deiner Pfeife tanzt der Gewebstod,
die Flügel der Engel brechen und stürzen hinab.
O Mose, führe dein Volk nach Ägypten.
Aus Halm und Gras steigt nun die
Feuersbrunst des Sommers, bahnt sich
Vernichtung durch die Glut der Dschungel:
Grau schwelt sie im Rauch als zweitletztes Wort.
Das letzte Wort nimmt sich heraus mein
vielfarbenes Aug: EXODUS … (Es schwang sich
zu mir herüber aus dem Gebet einer Amsel
im brennenden Dornbusch.)
Ich musste dieses Gedichtchen heute hier noch einstellen - weil ich sehr hoffe, dass spätestens morgen die Hitze und damit die Gefahr für weitere Waldbrände abebbt. Dann wäre das Gedicht nämlich für die Katz, nicht mehr so aktuell gewesen. Jetzt machte ich mindestens drei Tage Gedichtpause. Liebe heiße Grüße an alle und viel Wasser zum Löschen - nicht nur des Durstes. In Griechenland gibt es bereits 24 Todesopfer. anne li.