Warten auf Regen

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von Marie Mehrfeld

Die Stimmung so muffig, gar nichts ist knuffig, und Du, Du hockst da, legst Karten, legst Karten, und ich, ich muss warten, auf Regen, im Garten, wär’s auf Godot, dann wüsst’ ich, wieso, dann wär’ alles offen, vergebens, das Hoffen, draußen nur Sonne, von wegen, voll Wonne, die Suppe vom Tage, verzeih, dass ich’s sage, ist auch nur ne Pampe, und dann noch die Lampe, sie glotzt mich so an, schmeiß sie weg, lieber Mann, wär’ sie edles Déco, dann wär’ sie oho, doch sie ist in der Tat nur ein Schrottimitat, Geschenk von der Tante, Irmi genannte, im Kopf nicht sehr helle, mit Dauerwelle, wir sind nicht in Not, denn Tantchen ist tot, ich höre mich lallen, ach, lass sie doch fallen, das Lämpchen ist grässlich, so buntig, so schundig, so gänzlich potthässlich, so fühl ich mich auch, steh’ voll auf dem Schlauch, die Schwüle, die öde, sie macht mich ganz blöde, kannst mich beglücken, mich kratzen, am Rücken, mach halb lang, sagst Du – und lass mir mei’ Ruh, und ich sag zu Dir, das ist kein Plaisier, jetzt hör genau hin, nur Meckern macht Sinn, es langt mit der Hitze, dem irren Geschwitze, dem ewigen Warten, auf Donner, auf Blitze, auf Regen, im Garten, ich werde jetzt ratzen, auf alten Matratzen, vom Wasserfall träumen, von schattigen Bäumen, von sattgrünem Klee, und nun tschüss - und adé.

„Wär’s auf Godot“ habe ich in Bezug auf das Theaterstück „Warten auf Godot“ von Samuel Beckett geschrieben, es wurde 1952 publiziert und verhalf dem Autor zu seinem Durchbruch. Becketts Weltruhm beruht nicht zuletzt auf diesem „doppelten Einakter“, weil sein Titel inzwischen international zur Redewendung geworden ist als Synonym für sinnloses und vergebliches Warten.

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