Als Kind war er ein Überflieger,
ein Wonneproppen und ein Sieger,
verhätschelt von der Frau Mama
und streng gehalten vom Papa,
schulisch der Beste war er stets
und fragte höflich oft, wie geht’s,
ja, es ist wirklich nicht erlogen,
er war sehr brav und wohlerzogen,
der Eltern Stolz war er, ihr Hoffen,
Erfolg in Zukunft schien ihm offen,
Genauigkeit lag ihm im Blut,
Jurisprudenz, sie tat ihm gut,
bestand Examina im Nu,
auch danach gab er keine Ruh,
erklomm die höchste Hierarchie
und wirklich glücklich war er nie.
Hat sich zwar einmal sehr verliebt,
doch hatt’ er’s bald bei ihr versiebt,
zu wenig Zeit für Zweisamkeit,
die Frau, sie hatte bald ihn leid,
so trabte solo er durchs Leben,
genommen hat er, kaum gegeben,
er litt am End’ an Einsamkeit;
mir tut der Überflieger leid ….
Intelligenz, sie war geschliffen,
den Sinn des Lebens nicht begriffen,
denn wer die Liebe nie genossen,
der stirbt oft einsam und verdrossen …
Überflieger
von Marie Mehrfeld
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