Begegnen will ich Dir mit weit offenen Sinnen, Deinen
Erzählungen möchte ich lauschen mit großer Geduld,
meine Leiden ertragen, ohne zu klagen, länger nach
denken, bevor ich mich äußere, Umarmungen wagen,
ohne zu erdrücken, Dir widersprechen, ohne laut zu
werden, Schönes bewundern, ohne es besitzen zu wollen,
meine Meinungen äußern, ohne Dich zu blamieren, die
alte Schuld vergeben, ohne je aufzurechen, die Wahrheit
sagen und nichts verschweigen, Dir beistehen, ohne mich
zu verleugnen, Dich lieben, ohne mich zu vergessen,
doch verschließe ich mich oft, wenn ich Dich treffe,
nehme mir für Deine Erzählung zu wenig Zeit, jammere
über eigenen Kummer und Schmerz, urteile vorschnell
und unbedacht, scheue Deine Berührungen, gerate ins
Brüllen beim Reden mit Dir, möchte viel Schönes
erwerben, um es zu besitzen, äußere meine Meinungen
in verletzender Absicht und vergebe die Schuld nur mit
Aufrechnung, verschweige und vertusche die Wahrheit,
verleugne mich, wenn ich Dir beistehe und verrate mich
selbst bei dem Versuch, Dich zu umarmen, zu lieben.
Wie auch immer ich mich bemühe - bleibe ich doch ein mangelhaftes
Exemplar Mensch. Doch weiß ich mich dabei in bester Gesellschaft.