An diesem trüben viel zu warmen schmuddelig nassen ersten Tag des Monats Februar 2020
gehe ich trauernd auf dem Frankfurter Hauptfriedhof durch ein Grabfeld mit sich gleichenden Kreuzen aus verwitterten Steinen; es sind längst vergessene Gefallene des ersten Weltkriegs, die da liegen; und mir kommt in den Sinn, dass auch meine Familie „für Gott und Vaterland“ damals viele sinnlose Opfer gebracht hat; ich streife das mannshohe Efeu, das graue Gras mit der Hand und denke, warum haben wir aus den neun Millionen Toten nicht gelernt damals, warum haben wir nur 21 Jahre danach einen zweiten, noch schrecklicheren Weltkrieg angezettelt, dem noch viel mehr Menschen zum Opfer fielen; wenn man vor allem den Massenmord in den Konzentrationslagern mit einbezieht, geht man von 80 Millionen Opfern aus. Auch heute noch werden in vielen Ländern der Welt brutale Kriege geführt - wie nur zum Beispiel im Jemen, wo die verschiedenen Kriegsparteien das Land auch mit Waffen aus Deutschland in Grund und Boden bomben; dafür sollten wir uns kollektiv schämen. Eltern, Lehrer, geht mit euren Kindern durch diesen Teil der Friedhöfe, nehmt sie fest an der Hand und redet angesichts der Soldatengrabsteine mit ihnen über die Sinnlosigkeit aller Kriege, denn Albert Schweitzer hatte Recht, als er sagte - Soldatengräber sind die besten Prediger des Friedens.
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