Erhabener Kranich – willkommen
Ist den seichten Gewässern dein
Andächtig Stelzen: langsamer
Noch als die Schnecke und
Der schlafwandelnde Mond ...
Erhebst du dich, o mein Kranich
Flügel an Flügel für den magischen
Weg gen Süden, rauscht mir das Blut
In den Adern, bleibt die Minute
Unvollendet und ich vergesse meinen
Liebsten und will dir folgen ...
Herbsteskälte auf der Suche nach Wärme ...
Eisig schmiegt sie sich an mich
Wider wallende Nebel qualmen die hungrigen
Schornsteine, dem Holz und der Kohle verfallen –
Süchtiger bin nur ich ... nach einem Wort
Von meinem Liebsten
O Laub, den Stacheln des Igels
entgegentanzend, dem kleinen Tod
Im Winterschnarch wärmeumschauert
Unterm Blätterschnee versunkener Pfade
Darin sich der Frieden verkriecht ...
Verbrüdert mit Meeren und Flüssen, von
Aiolos verflucht, so wüten die Stürme der Welt ...
Briefworte, eingedunkelt, wiegen schwerer
Denn je – nach milderen Tagen steht mir der Sinn
Hör ich das Vieh in den Ställen brüllen
Und mit den Ketten klirren
Darfst welken, o Röslein rot auf der Heiden
Dein holder Knabe wird nicht kommen
Der Brockenhexe kalter Atem ließ
In der Früh sein Herz zerspringen ...
O niemand mehr, der im leeren
Schneckenhaus wohnen möcht ...
Adagio – auf Kranichfüßen neigt
Sich das Jahr dem Ende zu ...
Erst wenn die Rose himmelblau ihr purpurnes
Tausendwort spricht und das Laubblatt
Fünfzählig ihr unterm Dorn fiedert
Hält der Zug über dem hohen Haus
Und mein Kranich steigt unversehrt aus ...
Fällt dieser Tage mir die hungrige Möwe
In den Rücken, mal ich der Spinne ein unheilig
Kreuz und lass mich sinken ins Netz ihrer Träume.
Die Schönheit der Kraniche und ihre spektakulären Balztänze haben schon in früher Zeit die Menschen fasziniert. In der griechischen Mythologie war der Kranich Apollon, Demeter und Hermes zugeordnet. Er war ein Symbol der Wachsamkeit und Klugheit und galt als „Vogel des Glücks“. In China stand er für ein langes Leben, Weisheit, das Alter sowie die Beziehung zwischen Vater und Sohn. Auch in Japan ist der Kranich ein Symbol des Glücks und der Langlebigkeit. In der Heraldik (Lehre von den Wappen) ist der Kranich das Symbol der Vorsicht und der schlaflosen Wachsamkeit. In der Dichtung steht der Kranich symbolisch für das Erhabene in der Natur.
Aiolos: griechischer Gott des Windes (Wikipedia),
Brockenhexen sind fiktive Gestalten des Volksglaubens, die durch ihre angeblichen Versammlungen auf dem Brocken, vor allem zum Hexensabbat zur Walpurgisnacht, mit diesem in Verbindung stehen (Wikipedia),
Heidenröslein: Gedicht von Goethe (1770), vertont auch von Franz Schubert …
Adagio: in der Musik, langsam, verlangsamt