selbst-verständlich

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von Dirk Tilsner

Du sagst so oft, du kennst mich ganz genau und siehst
nicht wie ich immer wieder in mich geh'. Schon sehe
ICH nur eine Tür „Hier hast du längst verloren!“ Also
setze ich aufs Ganze, stoß sie auf und fall' hindurch.

Im Nu habe ich die Orientierung verloren und kauere
mit gebundenen Händen in einem morschen Kahn auf
stehendem Wasser. Aus der Tiefe blubbern mir faule
Gewissheiten entgegen. Irgendwo kichern Nymphen.

Auf meinem Schoß entfaltet sich eine rätselhafte Karte.
Wind kommt auf, das Boot gewinnt an Fahrt und ich
trag' eine wunder-blaue Uniform. Da reißt man mir die
Karte aus der Hand. Den Kurs bestimmt schließlich SIE!

Messingaugen blinzeln so verwegen wie der Sturm in
meinem Flaum: „There is plenty of gold, so I've been told,
on the banks of Sacramento!“ Mit geblähten Segeln ziehen
wir rückwärts in den Hafen. Im Osten geht die Sonne unter.

Im Trubel einer alten Taverne erzittere ich beim Anblick der
vollbusigen Wirtin. Ein Korsar zeigt mir eine Karte, die mir
seltsam bekannt erscheint. Die Breitengrade biegen sich vor
vergrabenen Schätzen. Ich plane 99 Reisen im Detail durch.

Ich jage wie alle als Indianer über die Wiese. Im Stillen aber
bin ich Störtebeker und hisse das grüne Segel am Pappelmast.
Am Horizont rollt der nächste Güter-Beutezug ins Reich der
Hanse. Voller Erwartung hole ich mir einen Popel aus der Nase.

Gedichtform: