wenn der Schatten wächst

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von Marie Mehrfeld

und so stehe ich stumm in der Dämmersstunde
unter deinem halb geöffneten Fenster, von was
du nur träumst, und ich atme die Trauer deiner

schlafenden Augen ein, schaue den letzten blass
golden geschliffenen Lettern der Hoffnung zu,
wie sie sich lösen vom Firmament in schweren

Tropfen und sich zwischen allen Horizonten fallen
gelassen von Winden getrieben dir in den Haaren
verfangen, wie zwei Inseln schwimmen wir neben

einander her im Meer der Gefühle, das uns trennt
und zugleich auch vereint, ineinander verflochten,
indes oft uns fremd haben wir das rasende Reisen

vom Klang der Schienen genommen, beschreiten,
auf Reime der Sehnsucht gestützt, nun gemächlich
die sanften Wege zwischen den dunkel begrünten

Gärten, immer noch froh, selbst wenn der Schatten
wächst und wir wissen, dass er sich im Abendgrau,
das da kommen will, nehmen wird, was er braucht

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