Das Schicksal hat mich reingespült
in eine Stadt zur Nachkriegszeit.
Ich war recht durch- und aufgewühlt,
in der schweren Anlaufzeit.
Ich wollte wieder weg von ihr,
zurück zum Dorf der Kinderzeit.
Doch Straßenfreunde gaben mir
eine schöne Jugendzeit.
Im gleichen Haus, der Erich Grieger,
war im Sportkampf meist der Sieger.
Wir wohnten quasi Tür auf Tür,
ich war oben, er unter mir.
Der leise Schleicher, Johnny Krüger,
äußerlich ein müder "Penner",
war strategisch eher klüger,
bei Mädchen stets ein Renner.
Dieter Deiß von gegenüber
hat es nicht so gut getroffen.
Er liebte Lieder, Bier noch lieber,
hat sich am Ende totgesoffen.
Peter Kieme war der Schönste,
bei den Mädchen auch erfolgreich.
Wenn man fragte, wie er's machte,
war die Antwort "Kerl was stönste,
mach's wie ich, das heißt: detailreich."
Ich höre heut noch, wie er lachte.
Und er hatte, ich vergaß es nicht,
nicht einen Pickel im Gesicht.
Große Trümmerhaufen und Ruinen
waren Spiel- und Fußballplätze.
Sie dienten auch als "Kupferminen",
in ihnen lagen wahre Schätze.
Verkauftes Kupfer, Blei und Eisen,
waren der verdiente Beitrag
für jenes Nass im Haus "Zum Weisen":
*Düssel-Bier, am Eck, am Freitag.
Im vorkriegsalten Nachbarhaus
war's nicht so gut zu wohnen.
Dort hauste - Klo im Treppenhaus -
der fünfte Freund, G. Kohnen.
**Günter wurde mit der Zeit
die leuchtende Zentralfigur.
Er kannte Spaß, Sport, Fußball nur,
war jederzeit dafür bereit.
Schule, Freunde, Fußball, Bier:
unser Motto bis zur Lehre.
Diesem Viersatz hielten wir
gemeinsam stets die Ehre.
Beruf und Frau'n kamen dazwischen,
wir begannen, statt nur zu flachsen,
die Lebenskarten neu zu mischen.
Der Jugendkreis wurde erwachsen.
Mein Arbeitgeber schickte mich
nach Hamburg an die Waterkant.
Ich war jung und hab erkannt:
"Genau das Richtige für mich."
Düsseldorf, das war jetzt klar,
ist nicht meine Endstation.
Ich war mal hier, dann wieder dort,
war wie zu Haus an jedem Ort.
Und einer hat ihn mir gegeben
"in jenem Mai": Den größten Lohn,
die Frau für's Leben.
Und noch was gibt's, das mich erhellt:
Das Jugendband noch immer hält!
Die Freundschaft mit dem Sportkampfsieger
und Johnny, diesem klugen "Penner",
ist ein wahrer Überflieger,
ein echter Dauerbrenner.
© Willi Grigor, 2015
Aus dem Leben
* Mit 15 Jahren (etwas Flaum auf der Oberlippe war der Beweis) durften wir an der Theke stehn und unser erstes "Obergäriges" trinken.
** Günter ist der nun verstorbene Freund, dessen bewegte Leben ich aufgeschrieben habe, siehe:
literatpro.de/prosa/070916/ein-freund-uwe-seeler-heino-und-ich
Siehe auch:
literatpro.de/gedicht/031217/in-der-jungen-jugend-zeit