Eine *Ihma wird nun neunzig,
sie ist lebensklug, gereift.
Ihre Klugheit mehrt und streut sich
von ihren Zeilen bis ins Reich,
in dem schon Freunde sich befinden,
von denen einer ist ihr wichtig,
weil ER ihr Lebensfreude bringt,
der sie besucht in wachen Nächten,
mit dem sie Tee zusammen trinkt.
Es ist ihr Sohn, der jung gestorben,
doch stets für sie ist ansprechbar.
Er wartet nun auf sie, im Norden
von Israel, in Ginnegar.
Diese Frau, die denkt, viel reiste,
immer schrieb, was wichtig war,
ihre Leser maßvoll speiste,
manchmal todestraurig war.
Diese Dame, jung im Geiste,
deren Herz energisch pocht,
deren Dichtkraft nie vereiste,
sie ist Kerze, Licht und Docht.
Vor dieser Frau, die mir erklärt hat
warum, weshalb, wohin und wie,
nehme ich achtungsvoll den Hut ab.
Für wen denn sonst, wenn nicht für sie.
***
Ich hab das "TESTAMENT" gelesen,
von Dir, Du wortbegabtes Wesen,
in dem Du schreibst "... ich bin bereit
zum letzten Schlaf der Ewigkeit...".
Die Ewigkeit ist nah und weit,
"Ein neuer Rosenstock treibt aus..."
im Irgendwann, zu seiner Zeit.
© Willi Grigor, 2017
Aus dem Leben
Zum 90. Geburtstag von Tilly Boesche-Zacharow am 31. Januar 2018
*Ihma = Mutter
Eine ergreifende Huldigung einer Mutter an ihren tragisch verstorbenen Sohn:
http://avigdor-ben-trojan.de
Links zu den im Text angeschnittenen Gedichten von TBZ:
literatpro.de/gedicht/260118/testament
literatpro.de/gedicht/260118/teechen-in-der-nacht
literatpro.de/gedicht/260118/mein-11-september