Elms-Geflüster

Bild von Dirk Tilsner
Bibliothek

An einem Steg am Rand des Hafens ruht
der alte Kahn; ein aufgebahrter Sarg;
nur ohne Trauerzug, der in der Flut
der Jahre längst versank. Gleich einem Fluch

der Regengötter hängt an seinem Rumpf
ein ausgefranstes, braunes Leichentuch.
Der Moder auf dem Deck formt einen Sumpf,
aus dem ein abgestorbener Mast-Baum ragt.

Die Brücke steht als finsteres Verlies,
in das sich weder Laut noch Farbe wagt;
sogar der Schirm, der strahlend Richtung wies,
starrt schwarz und reglos in die Dunkelheit.

So spielt Freund Hein, es scheint zum Zeitvertreib,
mit ihm und seinem stählernen Gebein.

Doch neulich zog ein Flüstern um den Leib
und hauchte ihm aufs Neue Leben ein:

Aus seiner Tiefe drang im Atemzug
ein Ächzen, das die Sehnsucht in sich barg;
und aus den Ankerlöchern vorn im Bug
ertönte dumpf ein Lied von seiner Fahrt

durch Flaute, Sturm und Nächte ohne Sicht;
ihm blieb ein Logbuch, das er aufbewahrt.
Über den Bildschirm huschte plötzlich Licht
und durch die Luft ein Duft von Tamarind'.

Schon zerrte er und straffte alle Seile
zum Steg, so ungeduldig wie ein Kind.
Da stürzten sie herbei in großer Eile
und zurrten ihn voll Sorge wieder fest.

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